Zur Methodologie der Wirtschaftsgeschichte 525 (1924) sehr wirksam zum Ausdruck, indem hier den einzelnen Kapiteln jeweils eine verfassungsgeschichtliche Übersicht voraus geschickt wird. Wir werden heute freilich auch nicht übersehen können, daß darin zugleich eine gewisse Einseitigkeit, um nicht zu sagen Gefahr für die Wirtschaftsgeschichte gelegen ist. Was bei der Rechtsgeschichte am Platze war, die juristische Konstruktion nach ganz bestimmten, fest umgrenzten Kategorien, soll nicht auch für die Wirtschafts geschichte maßgebend sein und darf auf keinen Fall deren freie Fortentwicklung hemmen. Es wird nicht zufällig sein, daß dieser Mangel der Wirtschafts geschichten gerade von der nationalökonomischen Seite her nach drücklich herausgestellt wurde. W. Sombart hat in seinem großen Werk über den modernen Kapitalismus rundweg erklärt, daß alle umfassenden sog. Wirtschaftsgeschichten bisher nichts wesentlich anderes als Rechtsgeschichten gewesen seien. Er stellt die Forde rung auf, die Wirtschaftsgeschichte solle zeigen, „wie sich die wirt schaftlichen Vorgänge in Wirklichkeit abgespielt haben“. Das Problem sieht er darin, „den unermeßlichen Reichtum der Einzel erscheinung den Leser intensiv erleben zu lassen“. 1 ) Sombart hatte offenbar die bestimmte Empfindung, daß gerade dieser For derung die rechtsgeschichtlich orientierten Darstellungen nicht genügen. Die Forderung Sombarts ist heute um so mehr berechtigt, als gerade in den letzten Dezennien durch die Nachbarwissenschaften un geheure Fortschritte gemacht wurden, durchaus geeignet, die Wirtschaftsgeschichte zu befruchten und zu befreien. Vor allem kommt da die Geographie nach mehr als einer Hin sicht in Betracht. Nicht nur die ältere Richtung der Anthropo- geographie, die seit W. H. Riehl und besonders Fr. Ratzel die Einflüsse der natürlichen Bedingungen, des Bodens und Klimas, auf die Geschichte immer deutlicher herausgearbeitet hat, sondern auch die neuere Geopolitik. In ihrem Begründer R. Kjeilen kommt die Verbindung der Geographie mit der Staatswissenschaft sichtbar zum Ausdruck. Die Zeitschrift für Geopolitik, welche K. Haushofer seit 1924 herausgibt, hat gerade die Wirtschaft 1) Der moderne Kapitalismus I, l‘, S. 23t.