stark betont und bereits zahlreiche wertvolle Abhandlungen ge bracht, die dem Wirtschaftshistoriker vielfache Anregung zu bieten vermögen. 1 ) Bedeutet Geopolitik die Untersuchung der Beziehungen zwischen der politischen Kraft und dem Raum 2 ), so muß sie naturgemäß eine besondere Aufmerksamkeit den ökonomischen Verhältnissen zuwenden, die als eminentes Element dynamischer Wirkung der Räume gelten. Es ist begreiflich, daß bereits mehrfach geradezu Probleme der Wirtschafts- und Sozialgeschichte von dieser For schungsrichtung behandelt wurden. 3 ) Erscheinen hier von der Geopolitik vielfach neue Gesichtspunkte für die Beurteilung auch der Wirtschaftsentwicklung eröffnet, so verdanken wir der geographischen Wissenschaft aber auch neue Erkenntnismittel für Zeiten, die man früher entweder als ganz dunkle ansah und ihnen daher ratlos gegenüberstand, oder aber bloß nach relativ späten Berichten der Römer allein beurteilt hat. Lange Zeit war die Vorstellung herrschend, daß Deutschland noch zu Beginn unserer Zeitrechnung ein ganz unwirtliches Urwaldgebiet gewesen sei, das von Sümpfen bedeckt, erst allmählich durch harte Rodung erschlossen werden mußte. Es ist das Verdienst R. Grad manns 4 ), gezeigt zu haben, daß schon zur neolithischen Periode, also mehrere tausend Jahre vor Chr. beträchtliche waldfreie Zonen vorhanden waren und dieses Steppenland frühzeitig leicht besiedelt werden konnte. Und galt Thüringen speziell nach der Annahme führender Wirtschaftshistoriker (v. Inama-Sternegg) gewissermaßen als die praktische Illustration für die Richtigkeit der Schilderungen des Tacitus, so hat der Geograph O. Schlüter dar getan, daß gerade das nordöstliche Thüringen beträchtliche Streifen 1) Vgl. z. B. A. v. Hofmann, Die Wege der Geschichte Italiens und Deutschlands, Zeitschr. f. Geopolitik III (1926), sowie O. Schlüter, Staat, Wirtschaft und Re ligion in ihrem Verhältnis zur Erdoberfläche, Ebda 1 (1924). 2) So F. Hesse, Zeitschr. f. Geopolitik I (1924). 3) Ich hebe hervor: K. Haushofer, Geopolitische Einflüsse bei den Verkörperungs versuchen von nationalem Sozialismus und sozialer Aristokratie; W. Vogel, Rhein und Donau als Staatsbildner; Graf Teleki, Die weltpolitische und weltwirt schaftliche Lage Ungarns (alle in derselben Zeitschrift I und III). 4) Das mitteleuropäische Landschaftsbild nach seiner geschichtlichen Entwick lung, Geogr. Zeitschr. 7 (1901).