Die Rose unterm Pferdehuf Augusts des Starken, Detail am Fürstenzug Mythos Dresden? Erst Johann Georgs jüngerer Bruder, der nun den Thron besteigt, wird ihn in die Welt setzen, Friedrich August, den sein Vater als Zwanzigjährigen auf eine Bildungsreise durch Europas Süden geschickt hatte. Er hat Madrid und Lissabon, Paris und Venedig, Rom und Florenz gesehen und steht im Bann dieser Kulturerfahrung, als er durch die Blattern der Reichs gräfin den Kurhut erlangt. Die verschwenderische Sinnlichkeit des katholischen Südens hat die sen männlich-schönen, musisch empfänglichen Mann geprägt, dem der Papst, Innozenz XII., besondere Ehren erweist, ehe der Gast nach Sizilien weiterreist und wie Wilhelm Teil einen Sturm bemeistert, indem er mit Riesenkraft das Steuerruder in die Hand nimmt. Sein Übertritt zum Katholizismus bereitet sich auf dieser Reise inwendig vor; ein landes- und reichspolitischer Skandal von Ausmaßen (Sachsen ist das Stammland des deutschen Protestantismus), verhilft er August zu der polnischen Königskrone und bringt Sachsen abermals um seine Führungsrolle unter den evangelischen Reichsständen. Der Aufstieg Preußens ist dadurch vorgezeichnet. III Augusts Feste, Veranstaltungen einer märchenhaft luxurierenden Phantasie, sind verrauscht, seine Schlösser blieben auf dem Papier seiner Baumeister, die polnische Krone, Spielball eines anar chischen Adels, ist eine Generation später verspielt. Was blieb, war ein Mythos, der, von der völ lig phantastischen Person ausgehend, mit der Stadt verschmolz, die das Gehäuse seiner Inven tionen war, und sich in einem vergoldeten Denkmal versinnlichte, das nicht nur die Brandnacht des Faschingsdienstags 1945, sondern auch die antifeudalen Ressentiments einer plebejischen Ordensmonarchie überstand; es ist gerade wieder frisch vergoldet. Noch einen andern Aus-