Am 12. August 1710 richteten „Einige umb der lieben alten freien Bergstadt Freiberg Wiederauf bauung und Wohlf ahrt hochbekümmerte Ge müter" an August den Starken die Bitte, hier eine „Auguslusuniversität" aufzurichten, „in Erwägung, die studierende Jugend von in und auslän dischen Orten her zur Erlernung der Bergrechte, des Probierens, Mark scheidens und dergleichen nötigen Bergwerks- und Schmelz- auch anderen ... insonderheit chymischen, und physikalischen Wissenschaften ... Ge legenheit allhier finden ... würde" [69, S. 2, 9]. Bei diesem Vorschlag spielte auch der Wunsch mit, für das Schloß eine geeignete Verwendung zu finden. Der Vorschlag ist bemerkenswert; denn er sieht in sehr früher Zeit die Er richtung einer naturwissenschaftlich-technischen Hochschule vor nicht in Verbindung mit der Universität, sondern am Ort des Bergbaus. Wie dieser Vorschlag abgelehnt wurde, so zerrann auch der Plan des Liebertwolkwitzer Pfarrsubstituts und Leipziger Privatdozenten Christian Ehrenfried SEYFFERT (1683—1729), des Herausgebers einer „Bibliotheca Metallica' 1 [55, S. 372], Er wollte als Mitbelehnter von Bräunsdorf 1722 dort eine Schola Metallica errichten [7, S. 15, 81], ein Internat mit realgymna sialem Lehrplan und bergmännischen Fächern [81, S. 218]. Der Leipziger Mechanikus Jacob LEUPOLD [62, S. 19] 9 , der 1725 zum Bergwerkskommissar bestellt und mit der Aufsicht über alle Wasserkünste und Maschinen betraut wurde, legte seine Pläne dar in einem „Kurzen Entwurf, auf was Art die Verbesserung des Maschinenwesens ... zu ver anstalten“. Er erschien 1725 im Druck. Der Fortschritt, so sagte er, werde dadurch am meisten aufgehalten, daß man im Bedarfsfälle nicht feststellen könne, was anderwärts schon geschaffen sei. Es müsse deshalb beim Berg amt Freiberg eine Anstalt getroffen werden, „die gründlich, universal und beständig sei“. Er will eine Sammlung kritischer Beschreibungen aller Berg maschinen anlegen und außerdem Lehrmaschinen bauen und dem Ober bergamt Freiberg kostenlos überlassen, „damit man inskünftige solche Experimente allemal wiederholen ... kann, oder wenn künftig mein Vor schlag statt finden sollte, bei dem Gy mnasioMetallo-Mechanico zu gebrauchen". Leupolds Tod am 12. 1.1727 vernichtete diese Pläne. In die Vorgeschichte der Bergakademie gehören auch Vater und Sohn Pabst von Ohain. Der ältere, Gottfried PABST VON OHAIN, war 1656 als Pfarrerssohn in Mohorn 10 geboren und starb 1729 als Bergrat in Frei berg. (Die Familie stammt aus Ohain bei Brüssel.) Daß er einer der besten Chemiker Sachsens gewesen, beweist die Tatsache, daß er am 24.11.1701 durch kurfürstliche Stafette nach Dresden geholt wurde und dort bis März 1702 bleiben mußte, um dem angeblichen Goldmacher Böttger sein Geheim nis abzuluchsen [70, S. 54]. Es konnte aber nichts herauskommen; denn der Alchimist hatte in Berlin durch Betrug Groschen in Goldstücke ver wandelt. Er war nach Sachsen geflohen, woraufhin August der Starke be fahl, ihn festzuhalten, bis er das Geheimnis der Goldmacherei preisgegeben. Dabei wirkte Pabst zusammen mit einem der Vorkämpfer der neuen Natur wissenschaft in Sachsen, dem Oberlausitzer von Tschirnhaus. o Bürgermatrikel: Leupold war nicht Bürger von Freiberg. io Traubuch Petri: 3. 10. 1700 Oberzehntner Pabst oo Sus. Soph. v. Sander. Bürgermatrikel: 1718 Bergrat Pabst von Ohain. Vgl. auch [92II, 430].