TSCHIRNHAUS kam auf einer mineralogischen Landesreise 1696 nach Freiberg und entdeckte im Roten Kies von Hilbersdorf unsern Korallen achatbruch [70, S. 29]. Er war ein Gelehrter von europäischem Ruf, nah befreundet mit Leibniz. Ihm gelang als erstem der Guß von Glas [S. 16]. Er schliff Glaslinsen von zwei Fuß Durchmesser, die ihm ermöglichten, mit Sonnenwärme zu schmelzen. So untersuchte er in seinem Laboratorium zu Kießlingswalde bei Görlitz das Verhalten aller Metalle und Erden in Feuer und war bald auf dem richtigen Wege zur Entdeckung des Porzellans. Die Streitfrage, ob er oder Böttger der Erfinder des Porzellans ist, müssen wir beiseite lassen. Tschirnhaus finden wir in Freiberg 1702 als Pate des ältesten Sohnes Pabsts. 11 Böttger bildete sich unter so guter Anleitung zu einem tüchtigen Chemiker. 1707 gab er die Goldmacherei auf und ging ge meinsam mit Tschirnhaus an die Porzellanherstellung heran. Pabst rich tete auf der Albrechtsburg ein Laboratorium ein mit drei Freiberger Arbei tern als Laboranten. Man verwendete Colditzer Ton, bis Pabst von Ohain im Juni 1708 eine Probe Kaolin von Aue schickte.- Diese „Auer Weißerde“ er möglichte die entscheidende Verbesserung [71]. Am 11. 10. 1708 wurde Tschirnhaus von einer Krankheit hingerafft. An Gottfried Pabst von Ohain erinnert der Name der Vorstadt Friede burg [40]. Seit dem 30jährigen Kriege lag die Vorstadt vor dem Kreuztor wüst. Pabst erwarb 1704 das alte Pragersche Vorwerk, welches durch eben falls wüstliegende Baustellen und Äcker vergrößert worden war, und machte es zu einem ansehnlichen Gute. Als Gegenleistung für seinen beschwerlichen Dienst bei Böttger gewährte ihm der Kurfürst Schriftsässigkeit und Ge richtsbarkeit. Ein späterer Besitzer des Ritterguts gründete ein Dorf, indem er 14 kleine Wirtschaften abtrennte. Die Lehreinrichtungen konnten erheblich erweitert werden, als Frei berg in dem Arzte Dr. Johann Friedrich HENCKEL einen hervorragen den Lehrer der Chemie und Mineralogie gewann. Eine bisher unbe nutzte Quelle [32] gibt uns die Möglichkeit, ein auf zeitgenössischen Mit teilungen beruhendes, lebensvolles Bild dieser bedeutenden Persönlichkeit zu gewinnen. Ihr Verfasser, Superintendent Grundig, hat sie 1759 ver öffentlicht. Als Sohn eines Arztes wurde Henckel 1679 in Merseburg geboren. Er studierte Medizin in Jena. Es ist zu beachten, daß sein Lehrer Wedel ein ..berühmter Chymicus“ war. Henckel wurde Stadt- und Bergphysikus in Freiberg, später Bergrat und starb am 26 1.1744. — Grundig berichtet, daß große Naturforscher „ihn nicht nur ihres Briefwechsels würdigten, sondern ihn sogar als einen Mann von besonderen Einsichten, vornehmlich im Mine ralreiche, mit Überwachung vieler dergleichen Arten und Geschicke zum Schiedsrichter annahmen. Sein Briefwechsel ging bis in die äußersten Teile russischen Reiches und nach China selbst; Schweden, Norwegen, Engel land und die Schweiz, nebst Ungarn und Siebenbergen kannten ihn dieser- wegen so gut, als ihrer eigenen Landsleute einen. Auch Sizilien, Italien, Frankreich, Holland und Spanien wußten rühmlich von ihm zu reden, und selbst aus ... Amerika bekam er Zeugnisse hiervon nebst natürlichen Sel tenheiten übermacht. Sein Haus war eine wirkliche Bergakademie, 11 4a. Taufb. Petri: 31. 5.1702.