14 Mit dem Hauslehrer nach Frankfurt a. d. Oder Werkes von Georg Forster „Johann Reinhold Forsters Reise um die Welt in den Jahren 1772—1775“. Von Wichtigkeit ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, daß die Brüder Humboldt von 1785 an viel im Haus des Berliner Arztes Marcus Herz verkehrten, wo Alexander Gelegenheit fand, an den vom Hausherrn für seine Gäste veranstalteten philosophi schen Vorträgen und experimental-physikalischen Übungen teilzunehmen und sich auch von seiner durch Schönheit und Geist ausgezeichneten Gattin Henriette in die hebräische Sprache und Literatur einführen zu lassen. Von Herz hat Alexander später einmal als von seinem väterlichen Freund und teuren Lehrer gesprochen; und über die Sonntagsbriefe, die er an Frau Herz aus „Schloß Langeweil“ — gemeint ist Tegel — in he bräischen Schriftzeichen schrieb, äußerte sich die Empfängerin später einmal treffend dahin, daß es damals in der Tat für einen jungen Edel mann nicht ganz unbedenklich gewesen wäre, in Briefen, deren Inhalt jedermann zugänglich gewesen wäre, zu bekunden, man unterhalte sich besser in Gesellschaft jüdischer Frauen als auf dem „Schloß der Ahnen“. Auf Wunsch der Mutter bezogen die Brüder, von Kunth begleitet, im Herbst 1787 die Universität Frankfurt a. d. Oder, wo sich der nunmehr 18 Jahre alt gewordene Alexander als „Cameralium Studiosus“ ein schreiben ließ. Er hörte hier zwar pflichtgemäß seine staatswissenschaft lichen Vorlesungen, daneben mit Wilhelm auch philosophische und sprachwissenschaftliche, zusätzlich aber, der eigenen Neigung entspre chend, auch naturwissenschaftliche. Von Wilhelm erfuhr Frau Herz da mals brieflich über ihn, er sei „recht fleißig“, habe viel Langeweile, sei aber im Grunde doch recht vergnügt. „Er läuft viel herum, mokiert sich, und so immer fort.“ 7 Ein glückliches Gegengewicht gegen die geistige Öde, in die sich Alexander in der kleinen Universitätsstadt Frankfurt a. d. Oder versetzt sah, bildete für sein Innenleben die hier mit dem Theologiestudenten W. G. Wegener geschlossene Freundschaft, von deren hohem geistigen Schwung zahlreiche nach der gemeinsamen Frankfurter Zeit gewechselte Briefe eindrucksvolles Zeugnis ablegen. 8 Während nun Wilhelm von Ostern 1788 ab die Universität Göttingen bezog, setzte Alexander seine Studien zunächst wieder in Berlin fort, um dem Bruder erst ein Jahr später nach Göttingen zu folgen. Vielleicht angeregt durch eine Preisschrift des Frankfurter Professors Reitemeier über die Geschichte des Bergbaus und Hüttenwesens bei den alten Völkern, nahm er nun Privatstunden in Griechisch. Ferner hörte er — in Anpas sung seines mehr auf praktische Wirtschaftskunde gerichteten Privat interesses an das ihm von der Mutter auferlegte Pflichtstudium der Kameralistik — bei dem Berliner Konsistorialrat Zöllner Vorlesungen über „Technologie, auf das Fabrikwesen angewandt“, studierte bei E. G. Fischer Mathematik und übte sich fleißig im freien Zeichnen und Ra dieren sowie im Plan-, Linear- und Maschinenzeichnen. Besonders starken Auftrieb erhielt in dieser Zeit sein Interesse für die Welt der organischen Natur durch seine freundschaftlichen Beziehungen zu dem bedeutenden 7 Br. I, S. 55. 8 Näheres hierüber bei Leitzmann.