Einleitung Bernhard von Cotta wird in der Geschichte der Geologie selten neben den Großen dieser Wissenschaft genannt. Die Meilensteine in der Entwick lung der Geologie findet man gewöhnlich bezeichnet mit Johann Gott lob Lehmann und Georg Christian Füchsel, James Hutton und Abraham Gottlob Werner, William Smith und Baron von Schlotheim, Leopold von Buch und Charles Lyell und — überleitend zu der großen Zahl von Geologen in den letzten hundert Jah ren — Ernst Eduard Sueß. Wo Cotta in geschichtlicher Sicht erwähnt wird, wie z. B. bei K. A. v. Z i 11 e 1 [XI 7], geschieht dies in Hinsicht auf einige seiner Forschungsergebnisse, mit denen er neben vielen anderen seiner Zeitgenossen steht. Dies allein würde kaum rechtfertigen, ihm ein besonderes Forschungsheft zu widmen. Die bisherige Würdigung Cottas aber wird seiner Person und seinem Werk in keiner Weise gerecht, so daß R. Zau- nick schon 1934 schreiben mußte: „Es wäre an der Zeit, daß ihm eine wür dige Biographie gewidmet würde“ [XI 18]. Cottas Bedeutung liegt nämlich nicht allein in einzelnen Forschungsergeb nissen, so wertvoll diese auch waren, sondern ebenso oder vielleicht noch mehr in seinem Bemühen, die Geologie seiner Zeit philosophisch zu verar beiten, und in seiner ganzen Lebenshaltung, der er immer wieder in seinen Werken Ausdruck verliehen hat. Daß diese Seiten des Gesamtbildes Cottas in der bisherigen geologiegeschichtlichen Literatur unberücksichtigt geblie ben sind, braucht uns bei deren rein fachlich-chronologischer Orientierung nicht zu verwundern. Um so wichtiger ist es für uns, das Versäumte nachzu holen. Wir sehen in Cotta nicht nur einen bedeutenden Geologen seiner Zeit, sondern vor allem einen fortschrittlichen Wissenschaftler des 19. Jahr hunderts und einen universellen, oder vielmehr den universellen Geologen seiner Zeit. K. v. Bülow hat ihn 1960 „den Philosophen der Geologie in einer Zeit sammelnder Detailforschung“ genannt [XI 41],