Cotta und die bürgerliche Revolution 1848/49 21 lagerhalter T h o s t und neun desertierte ungarische Husaren die Hauptrolle spielen; den Hintergrund gehen die Revolution in Dresden und ihre Vor geschichte ab, deren Ausstrahlungen auch. Freiberg erreichten. Vernehmungs protokolle, Zeugenaussagen und anderes „Beweismaterial“ — alles natürlich von den Verhörten für sich möglichst günstig formuliert — erlauben folgende Darstellung: Am 30. April 1849 desertierten nachts neun in der österreichischen Armee dienende ungarische Palatinathusaren, ein ganzer Zug, beritten, in voller Uniform und Bewaffnung von ihrem Quartier in einem Dorf bei Bilin und ritten nach Norden, um durch Sachsen und Schlesien über Krakau nach Ungarn zu gelangen und dort ihr Vaterland mit der Kossuth-Armee gegen Österreich zu verteidigen. Am 1. Mai früh 8 Uhr kamen die neun Husaren nach Freiberg, wo sie auf dem Markt großes Aufsehen erregten und von der Freiberger Garnison aufgefordert wurden, sich zu ergeben. Als Dolmetscher wirkte ein Schüler Cottas, der 19jährige ungarische Grubenbesitzerssohn Rafael Hofmann, der den Ungarn empfahl, sich der Übermacht zu er geben. Hofmann aber wird auch die politische Einstellung und das Ziel der Ungarn erfahren und den Freibergern erzählt haben: denn „In diesen Husaren erfaßte offenbar die sogenannte entschieden freisinnige Partei hiesiger Stadt ein Objekt, das Gelegenheit bot, die Aufregung über die kurz zuvor erfolgte Auflösung der Kammern in Dresden laut werden zu lassen. Die Husaren waren in dem Militärgewahrsam untergebracht. Herr Oberst von Oppell hatte dem von dem revolutionären Studenten Gottschalk an seine Wohnung geleiteten Volkshaufen versprochen, sich so viel wie möglich für die Husaren verwenden zu wollen.“ Cotta beantragte nun im Auftrag seiner Communal- garden-Kompagnie, daß diese für die folgende Nacht den Ungarn eine Ehren wache stellen dürfe. Da in Freiberg offenbar Meinungsdifferenzen bestanden, ob die Husaren als Deserteure oder politisch inhaftierte Fortschrittliche zu betrachten seien, einigte man sich auf eine „Sicherheitswache“. Auf Vorschlag des Communalgarden-Kommandanten Otto ging am 2. Mai eine Deputation an das Kriegsministerium nach Dresden, um sich „so für die Husaren zu ver wenden“. Diese Deputation soll den erwünschten Erfolg gehabt haben, der allerdings durch abschlägigen Bescheid des Königs auf eine Freiberger Bitt schrift zunichte gemacht wurde. Nun „versammelten sich sehr viele Menschen vor der Kaserne“ und verlangten die Freilassung der Husaren, „indem man sagte, man könne es uns den Husaren nicht verwehren, daß wir unserem Vaterland zu Hilfe eilen“. „Nachdem fast die ganze Bevölkerung von Frei berg auf den Beinen war“, wurden die Husaren in Bürgerquartiere entlassen und von Hofmann und z. T. auch von Cotta betreut. Dort tauschte man die Uniformen gegen Zivil. Pferde und Säbel waren in der Kaserne zurück behalten worden. Nun dolmetschte Hofmann wieder und besprach mit dem Anführer der Ungarn deren weitere Pläne. „Letzterer sagte uns“, gibt später ein Ungar zu Protokoll, „daß uns dieser Student ... im Einverständ-