20 Die Biographie Cottas im Freiberger Kaufhaussaal, dem heutigen Städtischen Festsaal, Militär, Bür gerwehr und Behörden ein Fest, auf dem sich diese sonst gegeneinander ste henden Gruppen im Sinne des Fortschritts verbrüderten. Ein fortschrittliches Vereins- und Zeitungswesen blühte auf. Ein mit „C“ unterzeichneter Aufsatz über die Frankfurter Nationalversammlung im „Freiberger Anzeiger" vom 15. 4. 1848 stammt sicher von Cotta [II 16, vgl. S. 26]. Dieser war ja auch einer der Freiberger Wahlmänner für die Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche, erhielt aber schließlich nicht genügend Stimmen, um dort mit einziehen zu können. Cotta gehörte auch dem Deutschen Verein und dem Vaterlandsverein an und erhielt bei dessen erster Vorstandswahl vor Heubner und Dr. Ettmüller die meisten Stimmen [X 18, S. 241], Als Obmann des Vaterlandsvereins beantragte er am 3. 7.1848 beim Stadtrat von Freiberg die Genehmigung zu einer Volksversammlung aus Anlaß der Ernen nung eines Reichsverwesers. Es sollten Zelte aufgestellt und vom Schloßplatz aus ein Festzug durchgeführt werden [IX, S. 15], Im Vaterlandsverein brachte Cotta auch den ganz seiner und seines Vaters Einstellung entsprechenden Antrag ein, die Anrede „Wohlgeboren“ abzu schaffen, sprach er sich gegen den Leipziger Stadtrat Beyer aus, der „dem Aristokratismus nicht allzu ferne“ stehe [X 18, S. 185] und forderte, daß bei Belagerungszustand die Bürg erwehr nicht entwaffnet werden dürfe [X 18, S. 965], Ein 800 Mann starker Männertumverein wählte Cotta zu seinem Obmann. Der Turnerfreischar, die offenbar vorwiegend aus nicht in Freiberg ansässigen jungen Leuten, also wohl auch Studenten, bestand, galt folgender Aufruf: „Wehrfähige Jugend! Das Vaterland kann Eures Armes bedürfen, noch ehe das Frühjahr zu Ende geht. Darum kommt zu den Waffen! Das Fortbestehen der frühe ren Turnerfreischar als 6. Kompagnie der Bürgerwehr ist gewährleistet... Im Auf trag meiner Waffengenossen fordre ich deshalb insbesondere die wehrfähigen jun gen Männer, welche hier nicht ihren festen Wohnsitz haben, auf, sich unserer Kompagnie anzuschließen. Freiberg, 22. IV. 49. B. Cotta als Hauptmann der 6. Kompagnie.' Cottas Prophezeiung bestätigte sich schon knapp zwei Wochen später. Am 28. April 1849 hatte König Friedrich August II. von Sachsen den Landtag aufgelöst, um ihn zu hindern, die Reichsverfassung anzunehmen. Dasselbe war in Preußen, Hannover und Bayern geschehen. Die „Groß mächte“ fühlten sich also wieder stark genug, um der Nationalversammlung entgegenzutreten. In Dresden kam es daraufhin am 3. Mai 1849 zum bewaff neten Aufstand. Zuvor aber hatte sich in Freiberg ein anderer Zwischenfall ereignet, der Cotta nach der Revolution „wegen politischer Vergehen und Verdachts der Fälschung“ vor Gericht brachte. Die erhaltenen Gerichtsakten [IX 5] gestat ten einen Vorgang zu rekonstruieren, bei dem Cotta, der ungarische Stu dent Rafael Hofmann, der stark links orientierte Freiberger Glätt-