12 sehende Gestaltungsweise, aber doch als eines der ersten ausgesprochen klassizistischen Gebäude Dresdens, das nicht als Gartenstaffage entstand. Als Weinlig schließlich 1799 als Nachfolger Ex- ners Oberlandbaumeister wurde und sich ihm größere Einflußmöglichkeiten eröffneten, starb er noch im selben Jahre. Im gewissen Sinne war seine Situation eine Parallele zu der von Krubsacius. Beide Architekten konnten unter der Ungunst der Verhältnisse ihre Fähigkeiten nicht zur vollen Entfaltung bringen, so daß sie vor allem durch Entwürfe und schriftstellerische Arbeiten als „ge lehrte Architekten“ bekannt wurden - ein Urteil, das zu Unrecht nur eine Seite ihres Könnens hervorhebt. Auch Schuricht erging es zunächst nicht anders. Auf das Zeichnen beschränkt, schuf er Illustra tionen zu kunsttheoretischen Werken, zu Hirschfelds Theorie der Gartenkunst, zur Geschichte des Geschmacks des Barons von Racknitz. Bedeutendere architektonische Arbeiten kamen nur außerhalb Dresdens zur Verwirklichung. Schuricht war Hofkondukteur, als er 1794 von Goethe zur Innendekoration des Römischen Hauses in Weimar herangezogen wurde. Seit 1799 Weinligs Nachfolger in der Hofbaumeisterstelle, hatte er 1804 in Pillnitz einen chinesischen Pavillon zu errichten, mit dem er noch einmal auf die von William Chambers gegebenen Anregungen zurück griff, während zur gleichen Zeit, seit 1802, im böhmischen Kacina nach seinem Entwurf eine um fangreiche Schloßanlage in einem späten palladianischen Klassizismus entstand. Zu welcher Entwicklung die Dresdner Architektur der Jahrhundertmitte unter anderen Voraus setzungen fähig gewesen wäre, zeigt das Beispiel Simon Gottlieb Zugs (1733-1807), der zu den begabtesten Schülern Knöffels gehörte. 23 Seit 1756 am Warschauer Bauamt tätig, blieb er auch nach dessen Auflösung in Warschau. In dem außerordentlich aufgeschlossenen künstlerischen Milieu, das die Regierungszeit Stanislaw August Poniatowskis kennzeichnete und das mit dem in Dresden in keiner Weise zu vergleichen war, vollzog sich eine stilistische Entwicklung zum Klas sizismus. Unter solchen Bedingungen konnte die Italienreise, vom sächsischen Kurfürsten als sei nem Dienstherrn 1771 gewährt, Früchte tragen. Mit dem Bau der Evangelischen Kirche in War schau (1778-1784) schuf Zug ein bedeutendes Werk des europäischen Frühklassizismus. 24 Ein Schüler der Dresdner Akademie, Johann Christian Kamsetzer (1753-1795), wurde als Hofbau meister Stanislaw Augusts ein führender Architekt des polnischen Klassizismus. 25 Schließlich war auch Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorf, der Begründer des Klassizismus in der deutschen Architektur, als Schüler der Ritterakademie aus Dresden gekommen, deren pro gressives künstlerisches Milieu in der Zeit vor dem Siebenjährigen Kriege den Grund für seine Aufgeschlossenheit gegenüber der neuen Stilentwicklung gelegt haben dürfte. Dresden selbst war nicht an ihr beteiligt. Dazu fehlte nach dem Siebenjährigen Kriege für ein halbes Jahrhundert die wirtschaftliche wie die geistige Kraft.