59 Ulli Arnold Der Juwelier Johann Christian Neuber ( 1736 - 1808 ) Neuber ist die herausragende Figur unter den Dresdner Juwelieren der letzten drei Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts. Sein Name drang seinen Arbeiten zu Lebzeiten weit über Sachsens Grenzen hinaus. Nach seinem Tode gerieten er und die von ihm in vollendeter Weise geschaffene Kunst der juweliermäßig verarbeiteten Mosaiken aus sächsischen Edelsteinen rasch in Vergessenheit. Neubers Biographie und Werk wurden von den früheren Direktoren des Grünen Gewölbes, Jean Louis Sponsel 1 und Walter Holzhausen 2 , zusammengetragen; seine Stellung im damaligen Wirt schaftsgefüge Sachsens ist in Holzhausens Aufsatz über „Kunstformen des Merkantilismus in Sachsen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts“ ausführlich dargestellt und schon 1926 er kannt worden 3 . Neuber wurde am 7. April 1736 als Leinewebersohn in Neuwernsdorf geboren. 1752 begann er die 6jährige Lehrzeit bei dem Goldarbeiter Friedrich Johann Trechaon (gest. 1773). Uber die Wanderjahre ist nichts bekannt. 1762 erhielt Neuber das Bürgerrecht der Stadt Dresden und wurde Meister der Gold- und Silberschmiedeinnung. Er wohnte und arbeitete zunächst im Hause des Heinrich Taddel (gest. 1794), dessen Tochter er auch heiratete 4 . Taddel, seit 1739 Meister der Dresdner Gold- und Silberschmiedeinnung, ist von 1748 bis 1767 als Geheimer Kämmerer und Inspektor des Grünen Gewölbes erwähnt 5 . Seine wissenschaftliche Beschäftigung mit edlen Stei nen geht aus einem von ihm geschriebenen undatierten Verzeichnis zu einer Sammlung von ge schliffenen Steinproben „orientalischer“ und europäischer, darunter in der Mehrheit sächsischer Herkunft hervor 6 . Von seiner Ausbildung her muß Taddel Juwelier - Goldarbeiter - gewesen sein, da er 1753 „einen neuen Orden des Polnischen Weißen Adlers mit großen und kleinen Rau ten reich besetzt“ lieferte 7 . Bereits 1767 ist Neuber als „Hofgalanteriearbeiter“ genannt 8 . 1769 überreichte die Stadt Freiberg ihrem Kurfürsten anläßlich der Huldigung einen von Neuber gefer tigten Konsoltisch, dessen Tischblatt ein Steinmosaik unter Einbeziehung von zwei Porzellanfel dern mit Chinoiserien war 9 . Die verwendeten Edelsteinplättchen waren durch die Ziffern 1 bis 132 gekennzeichnet; das mitüberreichte Verzeichnis enthielt ihre Bezeichnung und ihren Fund ort. Aus dem gleichen Jahr ist in der Literatur eine ovale Dose bekannt, die in Steinmosaik auf Gold hergestellt und „Taddel aDresde“ bezeichnet ist 10 . Aus dem Jahr 1770 stammt die erste da tierte Dose von Neuber 11 . Sponsel vermutet, daß Neuber von Taddel die Technik des Steinmo saiks gelernt hat. Neben Taddel und Neuber fertigte der am Mineralienkabinett in Dresden als Hofsteinschneider angestellte Christian Gottlieb Stiehl (gest. 1792) Dosen und angeblich auch andere Galanteriewaren in Steinmosaik. Zwei Dosen Stiehls in Gestalt von Steinkabinetten mit gravierten Ziffern auf den Stegen der Fassung aus den Jahren 1774 12 und 1775 13 sind bisher be kannt. Obwohl es sich hierbei um Juwelierarbeiten handelt, läßt sich Stiehl in den Akten der Gold- und Silberschmiedeinnung nicht als Innungsmitglied nachweisen. Weder bei Stiehl noch