21 Joachim Menzhausen Skizze zur Dresdener Plastik im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts Bekanntlich gibt es zusammenfassende Darstellungen über die Geschichte der Dresdner Plastik nur bis zum ersten Drittel des 18. Jahrhunderts. Erkenntnisse zur Entwicklung im zweiten Drit tel, die dem gegenwärtigen Stand der Kunstgeschichte entsprechen, gibt es nicht, trotz der Bedeu tung, die Matielli und Knöffler zukommt. Aber schon für diese Periode gibt es unsichere oder falsche Zuschreibungen, selbst bei wichtigen Werken. Für das letzte Jahrhundertdrittel aber gibt es nicht viel mehr als Namen, Unwissenheit und falsche Zuschreibungen auch. Seit Hans Geller 1955 sein Buch über die Pettrichs schrieb 1 - das im übrigen diese Periode nur tangiert - hat sich niemand mehr mit den plastischen Werken dieser Zeit befaßt. Daher kann diese Darlegung also nur eine Skizze sein, obwohl sie neue Einsichten enthält. Gottfried Knöffler hat bis 1779 gelebt. Er war Schüler und Schwiegersohn Benjamin Thomaes. Seine frühen Dresdner Werke aus den 40er Jahren zeigen noch ein deutliches Verhältnis zur Praxis Permosers. Doch schon bei den oft erwähnten Terrakotta-Gruppen des Germanischen National museums in Nürnberg aus dem Jahre 1757 konnte Heinz Stafski feststellen, daß sie die frühesten klassizistischen Skulpturen Deutschlands und von den Lehren Winckelmanns direkt beeinflußt seien 2 . Diese Tendenz verstärkte sich in Knöfflers Werk nach dem Siebenjährigen Krieg augenscheinlich. Vor wenigen Monaten tauchte seine für Leipzig geschaffene „Urania“ - eben falls aus Terrakotta - im Münchner Kunsthandel auf (Abb. im Katalog der Firma Arnoldi-Livie München 1987). Sie zeigt in ihren Umrissen das Blockhafte, Lineare, sozusagen Rechtwinklige klassizistischer Plastik, wenn auch die Auffassung des Körpers noch weich und füllig ist. Man sieht die Spätbarock-Tradition gewissermaßen noch durch das klassizistische Gewand hindurch schimmern. Es erscheint als charakteristisch, daß Knöffler keine Schule hinterließ. Der Sieben jährige Krieg einerseits und der Mangel an Aufträgen für die Plastik andererseits, der sowohl öko nomisch als auch durch den geringen Bedarf an Plastik innerhalb des neuen Stils verursacht war, dürften dafür verantwortlich gewesen sein. Sein Nachfolger im Amt war Johannes Baptista Dorsch, ein Franke, der bei Ferdinand Dietz in Bam berg und dann kurz bei Nahl in Kassel gelernt hatte. Er kam 1777, zwei Jahre vor Knöfflers Tod, in Dresden an, wurde aber erst 1786 zum Hofbildhauer ernannt. Seine Haupttätigkeit entfaltete er in den 80er Jahren, deren Ende er nicht mehr erlebte; er starb 45jährig schon im Jahre 1789. Allgemein bekannt sind seine Arbeiten am Stadtpavillon des Zwingers, wo er sich bemühte, dem Stil Permoserscher Hermen am Wallpavillon nahezukommen. Klar erscheinen seine bildneri schen Vorstellungen aber in zwei Hermen und den Löwen an der Front des Marcolini-Palais, dem heutigen Friedrichstädter Krankenhaus. Diese Skulpturen sind nur verstehbar aus der fränki schen Tradition des Ferdinand Dietz, die mit deutlicher Verspätung weitergetrieben wurde. Im Dresdner Ambiente sind sie fremd.