Nr. 5 15. Jahrgang Beilage zum General-Anzeiger Mai 1938 Me Lvpmtrer Weinberge unä Weinbergsnamen ' VonA. Schruth. Der Lößnitzer Weinbau hatte in der Zeit seiner größten Ausdehnung, im 16. bis zum Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts, weit ins Tal hineingegriffen, war von den Berghängen hinabgestiegen in das sanft gegen Süden geneigte Vorland, auf die sogenannte Heidesandterrasse zwischen Meißner Ltraße und dem Fuße des Steilabfalles. Alle die Hunderte kleiner Weinberge, die in den Akten und Urkunden erwähnt werden, lagen in diesem Gebiete der eigentlichen Lößnitz, auf dem die Gemeinden Ober- und Niederlößnitz erwuchsen. Heute sind sie alle verschwunden und der Weinbau hat sich wieder auf das Gelände zurückgezogen, das ihm zuerst vor etwa 800 Jahren dienstbar gemacht wurde, auf den Steilabfall der Löbnitzberge selbst. Aber während die Berge östlich der Moritzburger Straße bis zum Lößnitzbach und teilweise darüber hin aus in der Reblauszeit vor einem halben Jahrhundert als Weingelände auf gegeben wurden und meist verödeten, haben sich westlich derselben der Weinstock auch über diese Zeit hinaus zu behaupten gewußt, und Berge wie der Wurzener Eckberg, der Knohlln, der Fliegenwedel u. a. m. dürften seit Beginn der Wein kultur in der Lößnitz bis heutigen Tages ununterbrochen Reben getragen haben. Zu den ältesten namentlich bekannten und heute noch nach ihrer Lage fest stellbaren Weinbergen der Westlößnitz gehört das Berggelände, das als Krönung die Friedsteinburg trügt, der Gedankenlosigkeit den Namen eines „Mätressen schlößchens" gab, und auf dem in mittlerer Berghöhe das in den letzten Jahr zehnten des 18. Jahrhunderts erbaute Gebäude des N e u f r i e ü st e i n s steht, das seit 1888 das Pfarrtöchterhcim beherbergt. Das Neufriedsteinhaus hat ähnlich wie der Kynast, von dem noch später zu reden sein wird, insofern einiges literarisches Interesse, als es bis 1888 Besitz Maximilian Rudolph Schenks war, der durch seine Uebersetzungen der italienischen Dramen des Pietro Metastasio und der persischen Lyrik des Omar Chajiam sich einen Namen gemacht hat. — 17