DRESDNER HEFTE 31 Handels- und Verkehrsverbindungen verlangte immer dringender eine direkte Landver- bindung zwischen beiden Staaten. Das wurde zu einem der Ausgangspunkte für eine neue Etappe in den Auseinandersetzungen zwischen deutschen Territorialstaaten auf dem Hintergrund europäischer Mächtegruppierungen um Frankreich und England. Die zwei Schlesischen Kriege 1740-1742 und 1744-1745 und der Siebenjährige Krieg (1756—1763) führten Sachsen, als eine der Kriegsparteien, an den Rand des wirtschaftlichen Ruins. Die beiden Repräsentanten kursächsischer Politik im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts, August III. und Graf Brühl, starben 1763. Damit ging zugleich das „Augusteische Zeit alter“ zu Ende. Die in jenen Jahrzehnten erbrachten kulturellen Leistungen besonders in der Architektur, der Malerei, der Graphik, des Kunsthandwerkes, der Wissenschaft und in der Präsentation der Kunstsammlungen wurden bald zum Sinnbild dieses Zeit alters. Nach 1763 verzichtete das wettinische Fürstenhaus endgültig auf den polnischen Thron und auf eine aktive Außenpolitik. Kursachsen und seine Bevölkerung erbrachten nach dem Siebenjährigen Krieg in der Phase des wirtschaftlichen Wiederaufbaus beispielhafte Leistungen. Sie gingen weit über die Beseitigung der Kriegsschäden hinaus. In allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens wirkten neben adeligen vor allem bürgerliche Kräfte. Viele von ihnen waren von Vorstellungen des aufgeklärten Absolutismus geprägt und standen in geistiger Verwandtschaft mit den französischen Enzyklopädisten. Einige dieser Staatsbeamten, Ökonomen und Wissenschaftler gehörten dem Herrnhuter Pietismus an oder standen ihm nahe. Dazu zählte der 1730 in den Adelsstand erhobene Leipziger Großbürger Thomas v. Fritsch (1700—1775) ebenso wie der Ökonom Friedrich Ludwig Wurmb (1723-1800), Peter von Hohental (1726-1794), Christian Gotthelf Gutschmid (1721-1798), aber auch der Kameralist und Bergfachmann Friedrich Anton von Heynitz (1725-1807), einer der geistigen Väter der 1765 gegründeten Bergakademie Freiberg. Die mit der Bildung der Restaurationskommission 1762 eingeleitete Staatsreform in Kur sachsen, die von dem nur wenige Monate regierenden Kurfürsten Friedrich Christian wesentlich initiiert war, führte zu einer wirtschaftlichen Blüte des Landes mit einem erneuten Aufschwung des Manufakturkapitalismus, zur langfristig angelegten Tilgung der Staatsschulden und zur Vorbereitung der bürgerlichen Umwälzung, aber auch zu einer nochmaligen Festigung der spätfeudalen Gesellschaftsverhältnisse im Kurfürstentum Sachsen.