Karlheinz Blaschke Kreuzkirche, Kreuzschule, Kreuzchor zu Dresden im Mittelalter Die schriftliche Überlieferung zur Dresdener Stadtgeschichte beginnt mit den drei urkund lichen Erwähnungen von 1206, 1215 und 1216. Während in den ersren beiden Jahren nur der Ortsname ohne erläuternden Zusatz erscheint, wird Dresden im Jahre 1216 zum ersten Male als civitas genannt, d.h. als voll ausgebildete Stadt im Rechtssinne. Uber die Entwicklung der Stadt vor 1206 lassen sich Aussagen nur aus nichtschriftlichen Quellen machen. Demzufolge gab es seit dem späten 10. Jahrhundert die Frauenkirche als geist l- chen Mittelpunkt des slawisch besiedelten Elbtals. Neben ihr entstand im 11. Jahrhundert ein Herrenhof unter königlicher Botmäßigkeit. Im frühen 12. Jahrhundert siedelten sich im Gebiet der späteren Stadt Fernhändler an, die dort eine Kirche erbauten. Sie unter schieden sich als freie Kaufleute durch ihren höheren sozialen Status von der ländlichen Bevölkerung des Dresdener Raumes und schlossen sich daher nicht der bereits bestehen den Kirchgemeinde an. Ihre Kirche weihten sie dem Schutzpatron ihres Berufsstandes, dem heiligen Nikolaus. Wenn es zwei Gemeindekirchen gab, dann müssen auch zwei poli tische Gemeinden vorhanden gewesen sein. Aus dieser Kaufmannssiedlung entwickelte sich schließlich die Stadt, was parallel zu anderen Stadtentwicklungen in Sachsen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts geschehen sein muß. Die Dresdener Nikolaikirche ist demzufolge auf jeden Fall älter als die älteste urkundliche Erwähnung Dresdens, man kann mit nahezu hundert Jahren rechnen. Aus dem Kirchenwesen heraus entstand im 13. Jahrhundert ein Schulwesen, das nicht mehr nur für den Eigenbedarf der Kirche junge Männer ausbildete, sondern auch Söhnen von Bürgern den Schulbesuch ermöglichte. Die erste derartige Nachricht liegt aus Leipzig vor, wo zum Jahre 1254 externe Schüler aus der Stadt in der Schule des Thomasklosters bezeugt sind. 1291 gab es in Zwickau eine Parochialschule an der Stadtkirche, im Ja re 1300 wird in Dresden der erste Schulmeister genannt. Wenn diese Ersterwahnungen auc vom Zufall der Überlieferung abhängen, so zeigt sich an ihnen doch die Tatsache, daß die städtischen Lateinschulen in Sachsen frühestens in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhun derts entstanden sind. Erst im 14. Jahrhundert nahmen die Schulgründungen zu Von da her ist es ausgeschlossen, daß es im Jahre 1216 in Dresden schon eine Schule gab. Da ein Schülerchor das Bestehen einer Schule voraussetzt, kann dieses Jahr auch nicht für den späteren Kreuzchor in Anspruch genommen werden. Der mittelalterliche Gottesdienst wurde in seiner stark liturgischen Ausformung vom Gesang der Priester getragen, le