46 Günter Beick Carl Heinrich von Heineken - Ein Kunstgelehrter im Dienste des Grafen Brühl "Comment amuser le Roy?" Wie amüsiert man den König? Dieser Hilferuf findet sich sinngemäß wiederholt in Äußerungen des Grafen Heinrich von Brühl. 1 Er wurde durch die Geschichtsschreibung des vergangenen Jahrhunderts als Indiz dafür genommen, daß eine der vornehmsten Sorgen des ersten sächsischen Mi nisters darin bestand, einen steten Zustrom von Kunstnovitäten zu sichern, um den Landesherrn bei Stimmung zu halten. 2 Die Resultate der rastlosen Sammeltätigkeit jener Jahre sind hinreichend bekannt und oft gewürdigt wor den. Stellt man ln Rechnung, daß Brühl über wohl nur geringe Kunstkenntnisse verfügte, ergeben sich einige Fragen. In wessen Hano liefen die Fäden des über ganz Europa ausgebreiteten Netzes von Agenten, die mit dem Erwerb von Kunstwerken beauftragt waren, zusammen? Wer stand dem Grafen in seiner Stel lung als Oberkämmerer, in dessen Verantwortung die Direktion der kurfürst lichen Sammlungen lag, zur Seite? Vergleichbare Problemstellungen ergeben sich hinsichtlich der schon von Zeitgenossen gerühmten Brühlschen Bauten, seiner Gemäldegalerie, der Kupferstichsammlung und der Bibliothek. Wem ver dankten diese Sammlungen ihren Ruhm? So differenziert sich die nachweisbaren Anteile kunstsachverständiger Persönlichkeiten aus dem Umkreis des sächsischen n Hofes und des Grafen Brühl im einzelnen auch darstellen, der Intendant und Vertraute des Ministers, Carl Heinrich von Heineken, ist in jedem Fall zu be rücksichtigen. Heineken, 1706 als Sohn eines Architekten und einer selbst malenden Kunst händlerin in Lübeck geboren, kam 1724 zum Studium der Rechte nach Leipzig und befaßte sich in diesen Jahren daneben bereits ernsthaft mit der schönen Literatur sowie den bildenden Künsten. Nach späteren Anstellungen bei den Dresdner Familien des Hofdichters Johann Ulrich von König, der Grafen Renard, ' Löwendahl und Sulkowski trat er 1739 als Bibliothekar in die Dienste des Grafen Brühl. Wie Heineken selbst berichtete, begann mit dieser Zeit sein eigentliches Lebensglück. 3 Schnell muß er die Zuneigung des Grafen erworben haben, denn bereits 1741 vertraute ihm dieser seine Haus- und Wirtschafts kasse an, einige Jahre danach die Direktion aller Brühlschen Güter. Sicher nicht ganz ohne Protektion des Ministers avancierte er ebenfalls im Staats dienst. Nach dem Tode Johann Heinrich von Heuchers wurde Heineken 1746 mit der Direktion über das kurfürstliche Kupferstichkabinett betraut, in der Folge mit der Aufsicht über die Antiken und erhielt etwas später die Oberauf- j sicht über die Galerie. Die Gründe für dieses Avancement schilderte Heineken |