69 Hans-Günter Ottenberg Die Sinfonie, respektive Ouvertüre, in Dresden zwischen 1700 und 1750 unter besonderer Berücksichtigung von Jan Dismas Zelenka Genes Bündel divergierender und aufeinander bezogener, in ein sozial viel schichtiges Netzwerk eingebundener Kunstäußerungen in der Dresdner Musikkul tur des 18, Gahrhunderts zu entwirren, bleibt vorerst noch ein Anspruch an künftige wissenschaftliche Arbeit, Zu groß ist derzeit noch das Defizit an musikhistorischer Forschungsleistung, mitverursacht durch das Fehlen einer akademisch etablierten Musikwissenschaftsdisziplin in Dresden. Gegenwärtige thematische Bemühungen von Mitarbeitern der Musikabteilung der Sächsischen Landesbibliothek, der Musikhochschule, der Staatsoper und weiteren Dresdner Musikwissenschaftlern stimmen hoffnungsvoll, betonen aber zugleich ihren Status nascendi. 1 Der vorliegende Aufsatz basiert auf Quellenstudien in der Sächsischen Lan de sbibliothek , die der Verfasser im Zusammenhang mit der editorischen Er schließung von Sinfonien Dresdner Musiker des 18. Gahrhunderts betrieben hat. Die Sicht auf einen Komponisten - Gan Dismas Zelenka - nach vorausgehen dem musikhistorischen Exkurs gestattet gegenüber der 1984 bei Garland Pub lishing, New York, veröffentlichten Druckfassung 2 eine detaillierte Darstel lung typologischer, funktioneller, ästhetischer umd kompositionstechnischer Aspekte der Gattung Sinfonie, resp. Ouvertüre. Bezogen auf den Zeitraum vom Beginn des Gahrhunderts bis 1763 3 gehören gegenwärtig nach vorsichtigen Schätzungen etwa 300 Sinfonien zum Bestand der Sächsischen Landesbibliothek. 4 Eine erste Auswertung dieser Quellen läßt folgende Schlüsse zu: 1. Oie Ausbildung und Pflege des Sinfonietypus in Dresden unterstreicht, daß absolutistischer Kunstanspruch in der Elbestadt nie gefährdet war. Auch wenn wir in dem zu behandelnden Zeitraum sporadische Aufführungen von Werken dieser Gattung ln bürgerlichen Kreisen annehmen können, so entstammen doch sämtliche Musikalien dem Repertoire der Hofkapelle ("Churfürstlich Sächsische Capell- und Cammer Musique“) bzw. der von 1717 bis 1733 bestehenden "Königl. Pohln. oder Kleinen Cammer Musique". Das Wirken dieser Klangkörper ist vor allem verbunden mit den Namen ihrer Kapellmeister Gohann Christoph Schmidt, Giovanni Alberto Ristori, Antonio Lottl, Gohann David Hainichen, Gohann Adolf Hasse. 2. Die Begriffe "Ouvertüre", "Parthia", "Sonata", “Concerto” in den Titel überschriften der Quellen werden gelegentlich mit "Sinfonia" gleichgesetzt, was auf die schwankende Terminologie in der Musikpraxis der damaligen Zelt