56 erlangte man eine respektable Position, was sich u. a. 1932 an der Übernahme der Räumlichkeiten der vormaligen Lande-Fabrik in der Laubestraße 24 ablesen läßt. Yramos beschäftigte in Striesen an die 200 Arbeiter und An gestellte, die etwa 500 Millionen Ziga retten jährlich produzierten. Der Ver kauf erfolgte vor allem in Sachsen, Thüringen, Schlesien und im Raum Hannover, wobei mehr als 40 auswär tige Vertreter für den Vertrieb sorg ten. Unter den überwiegend leichten Zigaretten von Yramos waren die Marken Türkisch-8, Audi, Senat und Bayerngold erfolgreich. 7) Zeitgemäßes Marketing wurde neben Anzeigen durch Sammelbil derserien, Kartenspiele oder gläserne Aschenbecher betrieben. Zu den Bilderserien - etwa »Deutsche Heimat« oder »Olympiade 1936« - erschienen 16 Alben, womit die mittelständi sche Firma recht stattlich neben den Großbetrieben von Reemtsma stand. 8) Der Junior-Chef Hermann Lewin (1904-1992), der als hervorragender Tabakkenner die Ein käufe in Athen und auf dem Balkan persönlich tätigte, wohnte mit seiner Frau neben der Fabrik in der Müller-Berset-Straße zur Miete. Julius Lewin besaß ein Haus in der Kurfürsten straße (heute Hoyerswerdaer Straße); er betätigte sich in der orthodoxen Kultuskommission der jüdischen Gemeinde. Da die Lewins religiös waren, gab es im Gegensatz zu den meisten Dresdner Betrieben die Fünf-Tage-Woche mit 48 Arbeitsstunden, denn samstags wurde die Sabbatruhe eingehalten. Der vom NS-Staat verordnete antijüdische Boykott führte bei Yramos zur Distanzierung eines Teils der Händler, weniger aber der Kunden. Am stärksten wirkte sich der Boykott auf die Produk tion aus: Die Lewins konnten nicht mehr erstklassige Rohtabake einkaufen, so daß Menge und Qualität der Zigaretten und letztlich der Umsatz zurückgingen. Trotzdem war Yramos so renom miert, daß die Firma - wie auch die »arisierte« Lande oder die »jüdische« Garbaty - 1935 Mit glied der Interessengemeinschaft der Zigarettenindustrie wurde. Jede an diesem Kartell beteiligte Firma erhielt eine garantierte Marktquote in Deutschland. Yramos sicherte sich durch den Beitritt zur von Reemtsma dominierten IG selbst unter ungünstigen Bedingungen (ca. 300 Millionen Zigaretten jährlich) den Fortbestand. Doch wegen der Boykottauswirkungen ging es 1936-37 rapide bergab (jährlicher Umsatz 88 bzw. 42 Millionen Zigaretten), so daß Entlassungen notwen dig waren. Trotzdem hielten die Lewins ihre jüdischen Angestellten und beschäftigten weitere, die aufgrund der NS-Maßnahmen ihre bisherige Arbeit verloren hatten. Einige der mindestens zehn jüdischen Mitarbeiter unterstützten verfolgte Juden und leisteten Widerstandsarbeit. Erst Ende 1937 entschied sich Hermann Lewin nach einer Gestapo-Razzia zur Trennung vom Unternehmen. Während es den Lewins um den Fortbestand von Yramos ging, bestand für ORIENTALISCHE TABAK- U. ZIGARETTENFABRIK yRAMOS l AUBESTRiSSE 24 DRESDEN-A 19 Ruf ; 30400 30406 seit 1890Trust- und KonHernfrei Überreicht durch: Visitenkarte um 1930