64 eine private »Poliklinik für Säuglinge und Kinder« gründete, in der die Familien kostenlos behandelt wurden. Schloßmann intensivierte seine Bemühungen, eine Spe zialklinik ausschließlich für kranke Säug linge zu errichten. Er suchte auf allen Ebe nen nach Förderern seines Gedankens. Nach der Gründung eines wohltätigen Vereins im Dezember 1897 unterstützten ihn wohlhabende Industrielle, verschie dene Dresdner Ärzte, Professoren der Tech nischen Hochschule, Bankhäuser, zu de nen Schloßmann über seine Ehefrau Zu gang erhielt, die aus dem bekannten Bank haus Bonti stammte. Der Dresdner Ober bürgermeister Otto Beutler (1853-1926) und der Industrielle Karl August Lingner (1861-1916) sollen besonders herausge hoben werden. Lingner soll besonders des halb herausgestellt werden, weil seine Offenheit den beiden jüdischen Medizinern Schloßmann und Galewsky gegenüber für ihn charakteristisch ist. Sowohl ihm als auch den beiden Ärzten ging es ohne jede Rücksicht auf religiöse Herkunft um Beiträge zur Gesundheitserziehung in Deutschland. Wir sollten uns immer wieder klarmachen, daß die assimilierten, überwiegend ge tauften Juden sich voll in die Gesellschaft integrierten. Auf der finanziellen Grundlage des För dervereins gelang es Schloßmann, eine klinische Einrichtung auszugestalten. Am 1. August 1898 konnte auf der Arnoldstraße 1 das erste Säuglingsheim mit zunächst fünf, später zehn Betten er öffnet werden. Damit schuf Schloßmann die erste, ausschließlich der medizinischen Betreuung von Säuglingen gewidmete Einrichtung. Eine weitere Verbesserung, die auf die ständigen Be mühungen Schloßmanns zurückging, war der Umzug des Säuglingsheims in den Neubau auf der Wormser Straße 4 im Januar 1904. Hier waren alle Bedingungen wesentlich verbessert: Klinik, Poliklinik, Laboratorien, eigene Milchküche. Parallel zu den praktisch-klinischen und organisato rischen Aktivitäten war Schloßmann auf dem Gebiet der Säuglingsernährung wissenschaftlich tätig, so daß er sich 1898 an der TH Dresden zum Thema »Unterschiede zwischen Kuh- und Frauenmilch« habilitieren konnte und 1902 zum a.o. Professor ernannt wurde. 1906 wurde er nach Düsseldorf als Direktor der Kinderklinik und auf den Lehrstuhl für Kin derheilkunde der neugegründeten Akademie für praktische Medizin berufen. Hier baute er die modernste Kinderklinik seiner Zeit auf. Schloßmann wirkte bis zu seinem Tode 1932 in Düsseldorf. Eugen Galewsky war seit der Jahrhundertwende der gesuchteste Hautarzt der Stadt Dresden. Er stammte aus einer Breslauer Fabrikantenfamilie. Sein Vater, Louis Galewsky (1811-1895), besaß eine Fabrik zur Herstellung des Likörs »Breslauer Dom«, weshalb Galewsky nach 1933 Arthur Schloßmann, Foto A. Elnain