T/4 U S E NI) HIITEft Zur Physiologie des Schaufensters Von OTTOMAR STARKE ^ Großstadtmenschen lieben die Straße, die sen Jahrmarkt der Eitelkeiten, diesen Tummel platz der Leidenschaften. Wir bevölkern sie als neugierige, sensationshungrige, müßig gängerische oder geschäftige Fassanten und geben uns ihrem Pulsschlag hin. Regen und Sonnenschein, Tag und Nacht verändern ihr Antlitz und entzücken uns jedesmal von neuem und mit anderen Reizen. Wir wollen sehen und gesehen werden. Nirgends empfinden wir so stark unsere Zugehörigkeit zur Zeit wie hier. Man hat uns zwar zur Ver nunft erzogen, aber wir sind mit Leidenschaften geboren. Man hat uns die Gesetze der Notwendigkeit und Nützlich keit geläufig gemacht, aber heimlich sehnen wir uns nach Luxus und Überdruß. Denn um ganz vernünftig werden zu LASST BLUMEN SPRECHEN 606 Tr r- 1 . Sonderaufnahme für „Sdierls Magazin Vorführung emes Punkt-Vibra,ors im Srhaufenster eine, Berliner Drogerie können, sind wir alle ein wenig zi eitel, zu selbstgefällig, zu ehrgeizig unc zu rechthaberisch. Wir berufen um auf unser aufgeklärtes Jahrhundert auf unser Wissen, unser Urteil und unseren Geschmack. Wir sind lüstern nach Besitz, der unser Ansehen und unseren Kredit erhöht, denn Kredit ist die Basis unserer Wirtschaft. Wenn auch die Annahme falsch wäre, daß alles käuflich ist, so wissen wir doch, daß das meiste käuflich ist. Wir arbeiten nur für dieses Ziel, unse-