18 der Freund gesagt hat. Es ist übrigens zu erwarten, dass auch unsere Freunde nicht stehen 'geblieben sind in diesem Punkt, wenn auch nicht so, doch auf andere Weise gefördert und belehrt worden sind. Seit einiger Zeit habe ich die Her de r’schen Briefe über Humanität zur Hand genommen. Sie enthalten Vieles, was weniger interessant für den Künstler als den Gelehrten ist; im Ganzen aber und besonders in den vier letzten Abtheilungen finden sich herrliche Schätze, die Jedem, sei er Künstler oder welchen Namen er habe, zu em pfehlen sind, sofern er bemüht ist, seinen Geist auszubilden. Ich bin überzeugt, dass der Geschmack dessen, der Interesse dafür findet, noch nicht verdorben ist, und noch mehr, wer ganz ihren Werth erkennt, sie nach Art begreift und das Beste zu benutzen weiss, wird das Empfohlene lieb gewinnen. Es enthält so treffende, belehrende und überzeugende Wahrhei ten, dass sie nur ein Krüppelgeist verkennen kann. Was mich am meisten erbaut, ist die Bekanntschaft so mancher grösser Männer, wie Leibnitz, Lessing und viele Andere des letzten Jahrhunderts. Es ist zu verwundern, wie die deutsche Nation nach diesen Männern nicht weiter gegan gen ist und noch immer so verkannt sich selbst erniedrigt. Ich versichere Dich, dass ich viel, sehr viel darüber mit Dir sprechen möchte, und gewiss, es würde uns viel Licht und eine höhere Ansicht über unsere Kunst, hauptsächlich aber vom ganzen menschlichen Leben gewähren. Auch in diesem Punkt berufe ich mich auf den weiter unten abhandelnden Artikel Deiner Hierherkunft. Am 2. Januar 1810. So weit hatt’ ich am letzten Sams tag geschrieben und dachte den Brief am Sonntag zu endi gen und auf die Post zu geben, wurde aber wegen eines Um standes daran verhindert, und bin des froh, denn Sonntags kam der Sigmund mit Deinem Brief und gestern, als am Neujahrstage, war ich zu keiner bestimmten und gehörigen Antwort, wue Du es wünschest, fähig. So habe ich nur noch zwei Tage, die ich zur Ausführung verwenden werde, um Dir in Allem Genüge zu leisten, so weit es mir möglich ist. Wie und wo fange ich jetzt an, Dir eine dringende An gelegenheit mit aller Macht der Beredsamkeit zu empfehlen! - - Das habe ich wohl nicht mehr nöthig, wirst Du sagen, wenn blos von einer Hierherkunft die Rede ist, denn es ist ja unser beider sehnlichster Wunsch. — Ich muss Dir aber widerspre chen, denn unmöglich kann Dir’s jetzt so am Herzen liegen wie mir. 0, versäume nicht, geliebter Freund, es hängt so viel von meinem Wohl, von meiner Ruhe ab, Dich um mich