Dinge, die ihren Dienst tun und er zeugt werden ohne mehr Aufwand als nötig, doch in vollendeter Form: Sie müßten wohl - unter anderem — den Begriff „Leichtbau" für sich in Anspruch nehmen dürfen. Nur, es bedarf dort der Bezeichnung nicht, wo das Streben nach „Leichtbau" im Streben nach Voll endung der Form eingeschlossen ist. Der Begriff wird nötig, wenn Forderun gen erhoben und Strategien entwor fen werden müssen. „Leichtbau" in unserem heutigen Ver ständnis verweist immer auf die Ziel setzung, etwas einzusparen. Einsparen kann man nur da, wo zuviel ist. Nehmen wir „Leichtbau" als Thema über Einsparungen: Masse, Material, Zeit, Energie, Raum, Arbeitskraft. Eines hängt mit dem anderen zusammen. Ein Thema über Zusammenhänge und über die Gefahr, den Baum, nicht aber den Wald zu sehen: Was unter dem einen Gesichtspunkt als Einsparung be grüßt wird, mag an anderer Stelle zum Draufzahlen veranlassen, was im Par tikularen als Gewinn erscheint, kann im Ganzen ein Verlust sein, was kurz fristig gesehen sich als Erfolg verbu chen läßt, kann langfristig Einbußen zur Folge haben. Unser Thema korrespondiert mit dem des vorangegangenen Heftes, das wir mit „Leichtes Bauen" überschrieben hatten und das wir aus Platzgründen von der übergreifenden Thematik „Leichtbau" abspalten mußten. Zur Diskussion steht im folgenden der Zusammenhang von Technologie und Konstruktion auf der einen, von Masse reduzierung, Materialökonomie und Gebrauchswert auf der anderen Seite. Wir folgen damit der zwingenden For derung, die an Industrie und Wirtschaft gestellt ist: „Zur Senkung des spezi fischen Materialverbrauchs sind effek tive und kostengünstige Technologien sowie massesparende Konstruktionen zu entwickeln und einzuführen. Damit sind bis 1985 Materialeinsparungen von rd. 2,0 Millionen Tonnen Walzstahl, mehr als 45 Kilotonnen Aluminium, rd. 15 Kilotonnen Kupfer und 1 Million Tonnen Zement sowie spürbare Ein sparungen bei Edelmetallen, weiteren Buntmetallen und Legierungselemen ten, Plastwerkstoffen und Holz zu erzie len." (aus der Direktive des X. Parteita ges der SED) Leichtbau Die Technik sucht immer die kleinste Form und die größte Kraft, bejaht die Form nur als unvermeidlich, im übrigen verneint die Tech nik alle Form; ihr wäre durchaus am liebsten etwa: irgendwo eine Kugel oder allenfalls ein Würfel, nicht zu groß, von da ab überallhin Drähte, einfachste billige dünne Drähte, am Ende immer ein kleiner Knopf und daneben auf einem kleinen weißen Schild „Bitte zu drük- ken", und es müßte gut sein. (Heinrich Tessenow, 1916) 16