Informationen über Gegenstände Fotos von Gabriel Urbänek, Prag Gabriel Urbänek (geb. 1948) arbeitet seit fünfzehn Jahren als Fotograf im Kunstgewerbemuseum Prag. Tausende Sammelstücke — Möbel, Textilien, Gegenstände aus Metall, Glas und Keramik aus ältester Ver gangenheit bis hin zur Gegenwart - werden in Szene gesetzt, wenn sie ausgestellt werden. Aber eine Exten sion ihrer Realität erfolgt erst, wenn sie im Ausstellungskatalog abgebildet sind. Urbänek liefert mit Hilfe des Fotoapparates Informationen über diese Gegenstände. Urbänek sagt, daß er bestrebt sei, den kunstgewerblichen Gegenstand so abzubilden, wie ihn wahrscheinlich sein Schöpfer gesehen hat. Er will also eher dokumentieren als „umgestalten". Dem ordnet er seine Fotografiertechnik unter, bei der möglichst die Optik des gestreuten Tageslichtes eingehalten wird. Er bemüht sich, künstliche Licht quellen, wenn er sie benutzen muß, so zu adaptieren, daß sie dem Tageslicht nahekommen. Am liebsten fotografiert er Glas. Es fesselt ihn als Material an sich — und sei es nur in Gestalt zufällig entstan dener Formen, die aus dem Härteofen kommen. Vielleicht hat er gerade deshalb zu diesem attraktiven Thema eine tiefe und dingliche Beziehung. Er potenziert weder die Poetik des Glases durch raffiniertes Ausleuchten noch zwingt er dem Material seine Betrach tungsweise auf, unwesentlich sind ihm räumliche Illusionen. Die Grundlage seines Sehens bilden die Form des Gegenstandes und der natürliche Glanz oder die Transparenz des Materials. Die Forderung nach Objektivität ist für die realistische Abbildung von Museumssammlungen selbstverständlich. Urbänek folgt ihr jedoch programmatisch. Eine gute Vorübung war das Fotografieren von geschnittenen oder bemalten Gläsern, welche eine oder maximal zwei mög liche Perspektiven für eine perfekte Aufnahme bieten. Glattes Glas oder geschliffene Gegenstände bieten in dieser Beziehung weitaus mehr Mög lichkeiten. Und deshalb verführen sie, nach Meinung von Urbänek, manchmal zu falschen, sentimentalen oder billigen Interpretationen. Wichtig ist das Detail. Urbänek träumt davon, einmal ein ganzes Buch über einen einzigen Gegenstand zu machen. Das Detail und - scheinbar gegensätz lich dazu - die Häufung sind Ver fahren, die er beim Fotografieren von Industrieerzeugnissen anwendet. Ein bestimmter Zeitabschnitt oder eine bestimmte Ausstellungsthematik können die Arbeit Urbäneks für einen Katalog in gewissem Maße beeinflus sen. Dies betrifft mehr den Bildaufbau als direkt die Technik des Fotogra- fierens. Und die Verständigung mit dem Grafiker des Katalogs ist für ihn sehr wichtig. Im Prinzip geht Urbänek immer vom Grundsatz des guten fotografischen „Handwerks" aus. Milena Lamarovä, Prag 1 Pokal aus Klarglas, Spalttechnik, Venedig, Ende 16. oder Anfang 17. Jahrhundert 37