LUPENAUFNAHMEN (MAKROAUFNAHMEN) Sobald der Abbildungsmaßstab im Größenverhältnis i : i unter schritten wird, beginnen sich die gewohnten Aufnahmeverhältnisse in ihre Kehrwerte umzuwandeln. Was bisher klein gewesen war, verwandelt sich zu Großem, das im Detail betrachtet werden kann. Es ist so, wie man es schon in der Schule gelernt hat. Wird z. B. die Zahl 25 durch 5 dividiert, so ergibt sich immer noch eine ganze Zahl — nämlich 5. Dividiert man dagegen 5 durch 25, so liegt das Resultat bereits auf der entgegengesetzten Seite, nämlich als Nenner eines Bruches, der als 1/5 hingeschrieben wird. Die Grenzlinie zwischen Nahaufnahmen und Lupenaufnahmen liegt beim Abbildungsmaßstab 1 :1. Was diesseits liegt, ist in ganzen Zah len ausdrückbar, und was sich jenseits befindet, sind Brüche, so wie sich nach obigem Beispiel einmal die Zahl 5 und ein andermal der Bruch 1/5 ergibt. Die Umkehrung der Werte von der Plusseite zur Minusseite ist am augenfälligsten aus der Tabelle 22 auf Seite 221 zu ersehen. Mit der dort herauslesbaren kontinuierlichen Umkehrung der Werte gehen natürlich auch Umwertungen feststehender Begriffe Hand in Hand. Die bisherigen Verhältnisse vor der Kamera werden zu Verhältnissen innerhalb derselben. Die Gegenstandsweite wird zur Bildweite; das Große — ehedem klein Dargestellte — wird zum kleinen Ausschnitt, der groß abgebildet wird. Was hell war, wird dunkel; und was ent fernt war, wird noch entfernter. Mit einem Wort: es ist so, als würde die Kamera um 180° „gedreht"; als würde der Außenraum zu ihrem Innenraum. Man könnte diese Gedanken noch weiter ausspinnen; doch das ist nicht der Zweck des Buches. Hier sollen praktische Tatsachen und handfeste Regeln vermittelt werden, mit denen sich bei Bedarf etwas anfangen läßt. Alle auftretenden Fälle erfordern jeweils eine ihnen ganze Zahlen und Brüche vertauschte Rollen Bei der Aufnahme dieses „Quartetts" von Schwebefliegen über einer Mohnblüte ist der Vergrößerungsmaßstab von 1 :1 bereits überschritten. Es handelt sich hier also um eine echte Makroaufnahme, die — der schnellen Bewegung der Tiere wegen — natürlich geblitzt werden mußte. Selbst die tausendstel Sekunde genügte allerdings nicht für die in Bewegung befindlichen Flügel der anfliegenden Fliege. 55