Jakob Steinhardt Radierung (Verlag F. Gurlitt) Zu unserem Unglück gehört Leon-Paul Fargue zu den raren Poeten. Noch haben wir von ihm nichts als einen kleinen, unauffindbaren Roman „Tankred , eine „Poemes“ betitelte Gedichtsammlung und ein paar Seiten, die, dann und wann, in Zeitschriften erschienen sind. Dieses winzige Gepäck hat genügt, aus ihm einen großen Dichter zu machen. Wollte man ihm diese Spärlichkeit vorwerfen, so würde er antworten, daß er keine Zeit habe, zu schreiben, und vieles andere zu tun habe. Und in gewissem Sinne erklärt sich das auch: er gehört zu denen, an die die Freiheit größere Ansprüche stellt als die Arbeit. Seine Beschäfti gungslosigkeit hat einen so regelmäßigen, der Leere der Tage und Nächte so gut angepaßten Rhythmus, daß schon das In-die-Hand- Nehinen einer Feder alles in Unordnung bringt und den Mechanismus seiner schweifenden Ungebundenheit gefährdet. F.s geschah nicht ohne Grund, daß Fargue eines seiner letzten Ge dichte „Atmosphäre“ betitelte. Dieser Titel scheint mir bereits eine Definition seiner Poesie zu bedeuten, ln dieser Poesie spiegelt sich eine