ENGLISCHE FRAUEN Vo n AUG US TA VON OER TZ EN The Viscountess of Astor, die erste weibliche Abgeordnete im Unterhaus. Nancy Witscher aus Virginia (Amerika), seit 1906 mit Lord Astor ver mählt, ist die erste Frau, die einen Sitz im englischen Parlament inne hat! Seit 1919 ertönt ihre helle Stimme in der konservativen Partei, und nicht wenige Bills hat ihre Ausdauer durchgebracht. .. Sehr einfach angezogen, in schwarzem Kleid mit weißen Aufschlägen, sitzt sie unter den Abgeordneten, lieblich, strahlend, von einer in England sprich wörtlich gewordenen guten Laune; seit acht Jahren ununterbrochen Abgeord nete, ein Faktor im politischen Leben Englands! Es kursieren geflügelte „Astor-Worte“, wie: „Heute sind uns Häuser ebenso nötig, als 1914 Kriegs schiffe!“ — „Frauen müssen mutig sein!“ — „Heiter und sicher müssen wir unsern Weg gehen, niemals aufhören zu kämpfen!“ — „Die Männer haben noch alle Macht in Händen, entreißen wir sie ihnen!“ — „Das ist wirklich ein altes römisch-katholisches Gesetz und kein protestantisches für England, daß man Kinder mit 12 Jahren heiraten lassen will!“ — „Die Bolschewiken’sind eine ebenso große Gefahr wie die Katholiken!“ Mut, Schneid, Vorurteilslosigkeit auf der ganzen Linie ... das ist Lady Astor, die immer bereite, immer schlagfertige Amerikanerin, inmitten von Englands würdigen Vertretern! Sie brachte fünfundsechzig Erauenorganisatio- nen unter einen Hut, sie selbst als „chairman“ leitet seit 1921 bei den monat lichen Meetings in London das „Consulative Committee of Womens Organisa tionin- und außerhalb des Unterhauses kämpft sie für Frauenrechte „equal franchise“, „equal pay for equal work“. „Ja, ich habe viel zu tun,“ sagt sie mit ihrem strahlenden Lächeln, „denn ich habe auch noch einen Mann und sechs Kinder, aber w'as ich will, das kann ich auch!“ Sie gehört der „Christian Science“ an . . . The Duchess of Atholl , die einzige Frau im Ministerium. Engländerin vom Scheitel bis zur Sohle: Würde, Haltung, Reserviertheit; produktiv auf literarischem und musikalischem Gebiet; von einer rassigen strengen Schönheit! Gleichsam erblich zu der Stellung als parlamentarische Sekretärin im Unterrichtsministerium prädestiniert: Vater, der letzte Sir James Ramsay of Bamff, widmete den größten Teil seines langen Lebens historischen Forschungen, und erhielt einen „double first degree of Honours at Oxford in Classics and History“; Halbschwester: Mrs. Montagu Buttler arbeitet am Girton-College in Cambridge; Vetter: Mr. I. R. M. Buttler ist Lektor in Cambridge; Onkel und Großonkel: Professor George und Professor William Ramsay, Mitglieder der Universität in Glasgow und des Education- Committees in Schottland. 26