¥1E S I E WOHNEN Die angenelime Seite der Volkstümlichkeit Vo n Egon I ch kam aus der Vorstellung des Egmont und wartete an der Haltestelle auf meine Straßenbahn. Sie kam nicht, aber jemand anderes kam: Graf Egmont, vor zehn Minuten auf der Bühne von Alba hingerichtet, stand neben mir und wartete wie ein gewöhnlicher Sterb licher auf seine Elektrische. Eben noch Mittelpunkt von 600 Augenpaaren, fuhr der berühmte Schauspieler bescheiden für 15 Pfennig nach Haus? Hatte Graf Egmont kein Auto? Da nahte die Elek trische, ich sprang auf, der hingerich- tete Graf hinter mir her. „Besetzt!“ schrie der Schaffner, und Egmont mußte wieder absteigen und auf den nächsten Wagen warten ... Popularität verpflichtet. All die Mil lionen von Verehrern unserer Theater lieblinge wären enttäuscht, wenn sie ihre Freunde nicht wie auf der Bühne in Samt und Seide, in Gärten und Schlös sern vorfin^en würden, sondern dahinter kämen, daß mit dem Prunk auf der Bühne und im Glashaus auch aller übrige Luxus verschwände. Was für Augen würden sie machen, wenn sie den verwöhnten Herzensbrecher, der nur immer den begüterten Sohn des reichen Amerikaners darstellt, plötzlich neben sich in einem simplen Durchschnitts anzug auf dem Autobusverdeck erblicken müßten. Darum muß der Star, den jeder in seinem Aeußern und in seinen Be wegungen genau kennt, darauf bedacht sein, auch im Privatleben die Illusion zu erhalten. Ein Fürst, ein Erfinder, ein Heerführer, ein Großindustrieller wählt, wenn er unbelästigt bleiben will, in der Oeffentlichkeit einen Inkognito- Die angenelime Das Schwimmbad des Film-Ehepaars Namen — und kein Mensch ahnt, wer er ist. Die Könige der Bühne und der Lein wand können diese Flucht ins Keich der Anonymität sich nicht erlauben. Als 2 iSeite der Volkstümlidikeit: y'iary Pichford und Douglas Fairhanks m Hollywood Sklaven ihrer Popularität müssen sie auch die Schattenseiten des Ruhms er tragen. Sie müssen stets lächelnd Zu friedenheit widerspiegeln, weil ihre Pbot. Dr. E. E. Redlich Feinde beim Erscheinen der ersten Kum merfalte sofort deuten: „Haha, es geht bergab, man will sie nicht mehr enga gieren!“