fot. Dr. W«IUr Geschichte eines erfolgreichen Jockeis Von Peter Brie — Fotos Schirner Man schrieb das Jahr 1913. Durch das kalte Grau des Frühlingsmorgens husch ten gleich Silhouetten ein Rudel Pferde. Sie galoppierten gleichmäßig, nebenein ander, die Trainierbahn herunter. Ihre Aktion war raumgreifend und federnd, sie zitterten vor Ungeduld und wären am liebsten davongelaufen, irgendwohin, wo hin der Wind sie lockte und ein leises Ahnen, über das sie sich keine Rechen schaft ablegen konnten. Ihre Hufe zer stampften den grünen Rasen, Erdschollen flogen hoch, spritzten auseinander. Am Ziel stand der Trainer Fred Tara]. Aufmerksam verfolgte er durch das Glas den Galopp. Sein scharfgesehnittenes Gesicht, in das ein Leben voller Ent sagung, ein Leben gegen das Essen, gegen das Dickerwerden seine Runen einge graben hatte, blieb unbeweglich. Als die Pferde das Ziel passierten, nahm er das Glas ab. „Amorino hat mir nicht ge fallen“, murmelte er, „der Hengst ging sonst immer frischer.“ Am Wege, unbeachtet, unscheinbar, ein Gegenstand, den man übersehen mußte, stand ein kleiner Junge. Spitz ragte aus dem Gesichtchen die Nase her vor, das einzige Merkmal, das dem Be schauer auffiel. Es war ein typisches Jungengesicht. Offen, jung, noch sah man nicht, wohin der Weg führen würde. Als 61