V. Schollenbewegungen Das heutige Erscheinungsbild des Elbsandsteingebirges beruht in seiner Gesamtheit auf drei Faktoren: Zum ersten ist das Material (also der Sandstein) in seiner Vielfältigkeit und wechselnden Zusammensetzung zu nennen. Seine Entstehung in Raum und Zeit wurde bereits geschildert. Zum anderen legten tektonische Bewegungen den Grund zur Modellfähigkeit des an sich spröden Gesteins, indem durch Schollenbewegungen die flachschichtige, weit ausge breitete Gesteinsplatte in eine Vielzahl mehr oder weniger regelmäßiger Qua der zerlegt wurde. Den Spuren dieser Tektonik im Gestein und ihre wechsel seitigen Beziehungen zu Stoff und Form nachzugehen, ist das Anliegen dieses Abschnittes. Den letzten Faktor— der als solcher auch ordnungsgemäß an den Schluß zu setzen ist — stellt die Verwitterung dar. Sie hängt demnach ab vom Stoff des Gesteins, von den Formen, die durch die Tektonik angelegt wurden und von den äußeren Prozessen, die den Gesamtkomplex der Ver witterung dann ausmachen. A. Bewegungsspuren Grundlage einer jeden tektonischen Analyse ist die genaue Kenntnis der durch die Tektonik hervorgerufenen Klüfte, Harnische, Verwerfungen usw. 1. Klüfte Die hauptsächlichsten, sofort ins Auge fallenden Erscheinungen sind die Klüfte. Sie sind Brüche ohne merkenswerte Lageveränderung der Bruchflächen. Vorherrschend sind senkrechte, durch alle Sandsteinstufen ungehindert hin durchlaufende Klüfte. Aber es gibt auch solche, die plötzlich an einer quer liegenden Schichtfuge ihre Richtung ändern. Es kann sein, daß sie wieder in die alte Richtung einschlagen, oder in einer anderen weiterlaufen. Diese int Gestein angelegten Brüche wurden und werden noch zu Klüften, Gründen und Tälern erweitert. Die feinsten Klüfte nennen die Steinbrecher „Lose“; ein Ausdruck, der für alle Bruchflächen, die nicht in ihrer Entstehung zu deuten sind, sehr treffend und vor allem neutral ist. Die Erweiterung der Klüfte zu Kaminen und Schluchten ist ein Vorgang, der später noch zu be sprechen ist. Schon seit langem wurden Klüfte und Spalten mittels des Geologenkompasses im Elbsandsteingebirge gemessen. Dennoch — von wenigen modernen Aufnahmen abgesehen — fehlt eine neuzeitliche und nach heutigen Methoden durchgeführte