iq $wei Chi vonJuavos Von STEFAN PICARD E s passierte an einem Abend zum Bei spiel, daß Tschai, wie er es gewohnt war, aus seinem dunklen braunen Blockhause am Hang herunter kam und in die Diele des Savoy eintrat und mit einem leisen Fluche stehen blieb. Denn am Bartisch saß hoch auf einem gelben Hocker und lang über den Tisch liegend, Herr Lito-Pe, mit einer überlangen dünnen Zigarette im Mund. Und in einem solchen Augenblicke sah Tschai, der reiche Tschai ganz Davos rot überflammt, aber es war nicht die Sonne und nicht das Glühen der Gipfel, sondern es war die unauslöschliche Wut in seinem Herzen. Tschai war ein Lungenkranker, wie alle hier Lungenkranke waren und wie auch Herr Lito-Pe lungenkrank war. Tschai war unermeßlich reich. Sein Block haus hatte er sich in wenigen Wochen von englischen Arbeitern bauen lassen, weil ihm kein Sanatorium und kein Hotel genügte. Auch Lito-Pe war unermeßlich reich, er aber wohnte im besten Hotel. Es wußte niemand genau, woher der Haß zwischen beiden kam, denn man sollte glau ben, daß zwei Landsleute, die beide so meilen fern von ihrer Heimat hier sich fänden, daß die nie mehr gesehen würden, ohne daß der eine neben dem ändern ginge. Tschai hatte in seinem Blockhaus euro päische Diener. Illustriert von Kerry G. Golm an Lito-Pe hatte vier chinesische Boys kommen lassen. Wer der Freund des einen war, wurde der Feind des ändern und ihr Haß ging so weit, daß sie noch gelber wurden und augenblick lich hagerer, wenn sie sich durch einen un glücklichen Zufall in der Straße oder irgend wo trafen. Ihre rätselhafte Feindschaft wurde an allen Tischen von Davos besprochen und es gab sehr geistreiche Leute in den Sanatorien, die aus dieser Feindschaft ganze Kunstwerke ihrer Gespräche machten. Und so kam es auch, daß Leni Sthamer von dieser seltsamen Geschichte erfuhr. Und zum allgemeinen Entsetzen brachte sie es fertig, eines Abends in der Bar Tschai mit hellen Augen auf den Leib zu rücken und, indem sie ihr schönes Gesicht auf beinahe einen Zentimeter an das seine schob, so daß der Chinese zu zittern begann, brachte sie es fertig, ihn gradeaus zu fragen: „Mister Tschai, es würde netter aussehen, wenn Sie sich mit Herrn Lito-Pe vertragen würden 1“ Sie hatte es durchaus nicht leise gesagt, sondern mit ihrer eigentümlich dunklen und glockenhaften Altstimme, und allen, die es hörten, rutschte etwas Kaltes den Rücken hin unter, denn das Gesicht Tschais straffte sich, als ob es augenblicklich zerspringen wollte. Der Chinese neigte den gelben Schädel tief 5 LIV 1 1