Mittagsgruß. Von Eidiendorff Und wie von einem Bann erlöst, schrie nun Leni Sthamer auf. Die Gesellschaft begann zu erwachen und sie sahen sich mit leeren Augen an. Unter den beiden Chinesen begann sich der Boden rot zu färben. Und in den nächsten Minuten waren sich alle klar, was hier geschah. Man brachte die Sterbenden in einen der anderen Räume und rief die Diener und in dessen das aufgescheuchte Haus wie ein Bienenschwarm fassungslos lärmte, dudelte die Jazzkapelle einen langsamen alten Walzer. Am nächsten Tage war Davos voll von schwirrenden Stimmen. Tschai und Lito-Pe aber ruhten im Block haus. Aufgebettet auf das kostbare Lager Tschais lagen beide nebeneinander. Die Aerzte wußten bald, wie es geschehen war. Tschai hatte seinen Bruder erdolcht und dann sich den Dolch ins Herz gestoßen, und er hatte diesen Mord und diesen Selbstmord mit der leisen Anmut seiner Rasse, verübt, so daß Robinson nicht auf hören konnte, davon zu erzählen, wie diese unerhörten Minuten ge wesen seien. Wie unglaublich anmutig und ästhetisch und sauber und reinlich und still — bis Leni Sthamer ihn unterbrach. „Du sollst nicht so reden, ich will es nicht.“ 'Und die Zuhörer sahen sich an: siehe, sie sagt du zu ihm. Und sie sahen die beiden behaglich an. Sie sagt du zu ihm. Dann ist ja alles in Ordnung, und man weiß, daß sie auch ein sterblicher Mensch ist. Und man ging wieder zusammen über die weißen Wege und saß in der Bar. Sie war von da ab kahl von Blumen. Denn Herr Mensenmann saß trübselig in seinem kleinen Laden. Es war da nicht mehr viel an Blumen zu sehen. Und rote Rosen hat er von da ab nicht mehr gehalten. Sie waren zu teuer und niemand kam auf den Gedanken, welche zu kaufen. MITTAGSGRUSS Ueber Bergen, Fluß und Talen, Stiller Lust und tiefen Qualen, Webet heimlich, schillert Strahlen. Sinnend ruht des Tags Gewühle In der dunkelblauen Schwüle, Und die ewigen Gefühle, Was dir selber unbewußt, Treten heimlich, groß und leise Aus der Wirrung fester Gleise, Aus der unbewachten Brust In die stillen, weiten Kreise.