— 110 — sich also die Schnelligkeit der Drehung der Blei wettfahrer nach der wirklichen Schnelligkeit der echten Wettfahrer richtet, Daraus lässt sich also ein voll ständiges Rennen hersteilen, indem die Bleifiguren an gleicher Stelle nebeneinander aufgestellt werden und die kämpfenden Radfahrer zu gleicher Zeit starten. Die Wettfahrer haben nicht nur die sie darstellenden radelnden Bleimännchen vor Augen, sondern noch ausserdem einen grossenKilometermesser, der ihnen zu jeder Zeit das Mass ihrer Schnelligkeit zeigt. Allerdings können auf dem Pariser Apparate nicht mehr als vier Fahrer zur selben Zeit rennen, doch Hessen sich Apparate für eine beliebig grosse Anzahl Personen hersteilen. — Im Cyclodrom fanden seit Eröffnung des IV. Salon du Cycle, welcher übrigens eine enorme Besucherzahl, 5—6000 an Wochen- und 20—-25,000 an Sonntagen aufwies, tagtäglich Wettfahren, ein geteilt in Haupt-, Vorgabe-, internationale und nationale Rennen, Amateur-, Professional- und Damenfahren, Matches, Armbinderennen etc. statt, welche zahlreiche Neugierige anzogen und von echten Wettfahrern be stritten wurden. Namentlich die Wettfahrerinnen fanden sich in Menge zu diesen ungefährlichen Käm pfen ein; aber auch berühmte Radfahrer haben sich schon im Cyclodrom versucht, so Gougoltz, Meister fahrer von Frankreich 1895, der daselbst ein Match gegen den Franzosen Gras gewann. Der Start wird durch einen Pistolenschuss, die letzte Runde durch Läuten wie auf den öffentlichen Velodromen angezeigt. Gegen Schluss gehen die Wettfahrer wie sonst zum Spurt über; sie kämpfen genau mit derselben Hart näckigkeit, die sie auf den grossen Rennbahnen ent falten. Das Publikum verfolgt diese Kämpfe mit lebhaftem Interesse, ermuntert die Kämpfenden durch Zurufe, spornt seine Lieblinge an und zischt auch hie und da einen aus; kurz, es geberdet sich wie in den Velodromen. Bemerkenswert ist, dass die Zeiten der Cyclodromfahren bedeutend besser sind, als diejenigen der Velodromrennen. Dies liegt eines teils an dem Mangel an Widerstand des Bodens und der Luft, andererseits auch daran, dass die Fahrer genau die angesetzte Strecke ohne Umwege, die im offenen Rennen die gefahrene Strecke bedeutend ver- grössern, zurücklegen; so ist es nicht erstaunlich, dass 50 Kilometer in der Stunde die Durchschnitts geschwindigkeit geringklassiger Fahrer sind und dass bessere Rennfahrer eine Schnelligkeit von 70 Kilo meter erreichen und mehr. Diese interessante Erfindung wird sicherlich auch in Deutschland bald Eingang finden und Furore machen, so wie sie in Paris von allseitigem Erfolg begleitet war. Voraussichtlich kommen in diesem Sommer mehrere Apparate nach den grossen franzö sischen Badeplätzen, wo sie sicherlich eine interessante Unterhaltung bieten und natürlich auch zu den üb lichen Wetten Veranlassung geben dürften. Radlaterne neuester Art. Ellis Menke-Frankfurt a.M.