Das bayerische Radlahr-Detachement 1896.*) VIII. Das Rad im Dienste der Wehrkraft von Julius Burckart — München Hauptmann und Batteriechef im k. bayer. 3. Feld-Artillerie-Regiment, Vorsitzender der bayer. Militärfahrrad-Abnahme-Kommission und Leiter der Militär-Radfahr-Kurse des k. bayer. I. Armeecorps seit 1895. 1. Einleitung. IE Kriegsgeschichte lehrt uns, dass jeder grössere Aufschwung in der Kultur der Völker, jeder bedeutende Fortschritt in der Technik und dem Verkehrs wesen auch eine höhere Entwicklungs stufe der Kampfmittel und damit eine Erweiterung und Umgestaltung der Kriegführung zur Folge hatte. Wenn wir dieser Thatsache im einzelnen nachforschen, so treffen wir auf eine ganz charakteristische Erscheinung, die darin besteht, dass die Heeresleitungen der Frage nach Neuerungen fast stets mit einem gewissen Wider streben und Misstrauen näher treten. Seit es eine «Militär-Litteratur» giebt, war es meist diese, die — oft Jahrzehnte voraus — auf notwendige Neuerungen, Verbesserungen und Erweiterungen der Kampfmittel hinwies und hieraus die Konsequenzen für den Krieg theoretisch ableitete. Betrachten wir in dieser Hinsicht die Eisen bahnen. Schon Mitte der 30 er Jahre wies Moltke, damals noch junger Generalstabsoffizier, in einer kleinen Schrift auf die Bedeutung der Eisenbahnen für mili tärische Zwecke hin. Die gegenteilige Ansicht, die hierüber noch nach Jahren in der Armee und wohl auch in den leitenden Kreisen herrschte, findet ihren Ausdruck in einem Aufsatz der «Militär-Litteratur- Zeitung»: «Es stellt sich immer mehr heraus, dass man die Eisenbahnen unter Umständen zu militärischen Zwecken zwar wird brauchen können, dass sie aber im wesentlichen auf die Kriegsführung von nur geringem Einflüsse bleiben werden. Sie sind einmal friedlicher Natur.» Und nun welch plötzlicher Aufschwung in den 60 er Jahren, welch gewaltige Thätigkeit der Bahnen im deutsch - französischen Kriege! Und erst welche Ansprüche an sie in einem zukünftigen! Die Eisenbahnen stellen heute ein Kriegsmittel von weittragendster Bedeutung dar; sie sind von ein schneidender Wirkung auf die Entschlüsse der obersten Heeresleitung und ohne sie ist eine Beförderung der heutigen Millionenheere und deren Unterhalt Bayerischer Militär-Kadfahrer. überhaupt nicht möglich. Aus dem für die Kriegs führung «wenig einflussreichen» Beförderungsmittel «friedlicher Natur» ist eine gewaltige und unentbehrliche Specialwaffe der modernen Kriegskunst geworden. *) Nach Momentaufnahmen von M. Stuffler in München.