VI. Radsport und Rennfahren von Detlev Sierck-Hamburg, Bundesfahrwart für Bahnwettfahren des Deutschen Radfahrer-Bundes. Ehrenmitglied der Union velocipedique de France. 1. Der Rad-Rennsport. Zur Geschichte des Rad-Rennsports. 0 BGLEICH man in Deutschland in der Ausbildung des Rad-Rennwesens viel leicht in einiger Beziehung mit ändern Ländern nicht auf völlig gleicher Höhe ist, so lässt sich doch behaupten, dass bei uns der Rennsport zusehends Ver breitung und Anerkennung gefunden hat. Grosse Summen sind ausgeworfen worden, um diesem Zweige des Rad sports die Stätten zu schaffen, an denen die Wettkämpfe aus- gefochten werden können. Die Frage der Qualifikation der Rennfahrer hat in den grossen Radfah rer-Verbänden stets die sorgfältigste Be achtung gefunden und zu Kämpfen in und zwischen den Verbänden mannig fach Veranlassung gegeben. Die Fabrikanten •opfern grosse Mittel zur Besoldung ihrer Reklamefahrer, sie lassen ihnen auf der Rennbahn jegliche Unterstützung zu teil werden, um ihrem Fabrikat zum Siege zu verhelfen. Angesichts die ser Thatsachen wird man zugeben, dass der Rennsport für den Radsport über haupt eine grosse Bedeutung haben muss. Und so ist •es in der That apch. Das Wanderfahren ist gleichsam als der Kern, als das feste Fundament unseres Rad sports anzusehen, der Rennsport giebt ihm erst den notwendigen Glanz. Was einem Hause die Ornamentik ist, das ist dem Radfahrsport das Rennwesen. t Willy Arend — Hannover, Meisterfahrer von Europa. Dem in Deutschland üblichen Verfahren, bei Betrachtung irgend welcher Verhältnisse der Ent stehung derselben eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen, schliessen auch wir uns in diesem Falle an. Die in den folgenden Zeilen versuchte Darlegung der geschichtlichen Entwicklung des Rad-Rennsports macht auf Vollständigkeit keineswegs Anspruch, auch würde eine lücken lose Darstellung weit über den Rah men dieses Werkes hinausgehen und der Art desselben wenig entsprechen. Es ist auch zu bedenken, dass es an Vorar beiten auf diesem Ge biete gänzlich fehlt. Wir haben uns, von diesen Erwägungen geleitet, darauf be schränkt , charak teristische Momente herauszuheben, die jedem Freunde des Rad-Rennsports in teressant erscheinen dürften. Unzweifel haft bringt man aber der Frage nach dem ersten Rad-Wettfah ren grossesInteresse entgegen. C. Rade maker-Aachen be antwortet im «Deut schen Radfahrer» diese Frage folgen- dermassen: «Im Jahre 1869,. am 12. September, habe ich zum ersten- male bei einem Con cours de Velocipede, wie es genannt wurde, in Maast richt, Holland, mitgefahren, das von der Gesellschaft Momus, einer der feinsten Gesellschaften daselbst, ver anstaltet worden war, welche auch später den Radfahr- Klub Maastricht bei dessen Gründung 1883 oder r884, wie bei dessen Rennen thatkräftig unterstützte.