Johann Sebastian Bachs Stellung zu Orgelpedalregistern im 32-Fuß-Ton Von Winfried Schrammet (Leipzig) Im Jahre 1976 wurden die umfangreichen Wiederherstellungsarbeiten an der 1739 von Tobias Heinrich Gottfried Trost fertiggestellten Orgel in der Schloß kirche zu Altenburg beendet. 1 2 Zu den vielen Problemen, die bei der möglichst originalgetreuen Rekonstruktion des Zustandes von 1739 zu lösen waren, ge hörte die Wiedereinbringung des Registers Posaunenbaß 32' in die Disposi tion. Dieses Register war bei dem eingreifenden Umbau der Orgel durch Friedrich Ladegast 1882 ausgesondert worden. Von den Pfeifen gab es keine Spuren mehr. Auch jetzt, bei der Wiederherstellung der Orgel, bestanden zu nächst Bedenken gegenüber Neubau und Einfügung des Posaunenbasses 32'. Diese tiefe und kraftvolle Stimme wurde von den Orgelbauern für eine nur zweimanualige Orgel mit 36 klingenden Registern als ungewöhnlich, ja als falsch proportioniert empfunden. Es wurde ferner darauf hingewiesen, daß der Raum der Altenburger Schloßkirche nicht sehr groß sei. Nach denkmai pflegerischen Beratungen gelang aber schließlich die Rekonstruktion auch die ses Registers. Das hiermit angedeutete Problem - ein um zwei Oktaven tiefer stehendes klangintensives Pedalregister in einer nur mittelgroßen Orgel eines relativ kleinen Raumes - erscheint wert, etwas genauer betrachtet und bei anderen „Bach-Orgeln“ untersucht zu werden. Die Altenburger Orgelakten der Jahre 1735 bis 1739 ergeben dazu das folgende Bild": 1. Der Posaunenbaß 32' war nicht im Vertrag vom 13. Juni 1735 mit dem Or gelbauer Tobias Heinrich Gottfried Trost vorgesehen. 2. Der Posaunenbaß 32' wurde zusammen mit dem Register Cornett 5fach und einem Glockenspiel von 25 Glocken vom Orgelbauer über den Vertrag geliefert; 1737 befanden sich diese Register im Einbau. 3 Am Orgelbau in der Schloßkirche zu Altenburg war Johann Sebastian Bach interessiert. Er hat die Orgel während ihrer Aufstellung wahrscheinlich wenig stens zweimal, mit Sicherheit im September 1739, besichtigt beziehungsweise gespielt. Ausführliche Berichte über Bachs Eindrücke liegen nicht vor. Im Schrei ben der Rentkammer Altenburg vom 26. Oktober 1739 an den Herzog heißt es nur: „. . . es haben auch verschiedene andere Kenner, die solches Orgelwerck vor der Übergabe aus Curiosite besehen und bespielet, als insonderheit der Ca- pellMeister Bach zu Leipzig und CapellMeister Scheibe demselben einen be- sondern Ruhm beygeleget“. 3 Außerdem wurde Johann Sebastian Bach von 1 F. Friedrich, K. Gernhardt, W. Pitzschier, M. Weise und H. Werner, Geschichte und Re konstruktion der Trost-Orgel in der Konzerthalle Schloßkirche Altenburg, Altenburg 1978 (Beiträge zur Altenburger Heimatkunde, hrsg. vom Schloß- und Spielkartenmuseum. 10.). 2 W. David, Johann Sebastian Bach’s Orgeln, Berlin 1951, S. 62 f.; U. Dähnert, Histori sche Orgeln in Sachsen. Ein Orgelinventar, Leipzig 1980, S. 19 ff.; Dok II, Nr. 453, 460. 3 Dok II, Nr. 460.