94 Detlef Gojowy gäbe der großen Orgel-Fugen und Präludien von J. S. Bach, davon ich vierundzwanzig liefern kann; ein viertes die Herausgabe der sechs großen Sonaten oder Trios für die Orgel, auch von J. S. Bach. — Zwischen mir und Peters ist von allem schon die Rede gewesen, aber noch nichts abgeschlossen. Ich habe mir diese Unternehmungen viel Geld und Zeit kosten lassen. Allein um über Bachs Orgelsachen ein verständiges Wort sagen zu können habe ich mir ein Instrument mit zwei Klavieren und Pedal für 150 rth [?] neu machen lassen und neben der häuslichen Übung darauf noch drei Jahre lang unausgesetzt wöchentlich gegen sechs Stunden auf der hiesigen größten Orgel gespielt. Zwei Bälgentreter, die ich dafür besolden mußte, haben ein gutes Stück Geld in der Zeit von mir erhalten. Ich weis jetzt einigermaßen, wie Bach die Orgel behandelte, und kann ihm einiges nachmachen; dafür aber stecke ich auch in Schulden. Deshalb nun liegt mir daran, auch gelegentlich mit dergleichen etwas zu gewinnen, und ich frage offenherzig an, ob sich das bei Ihrer Unternehmung nicht bewerkstelligen läßt? Ich habe zwar hier als Professor der schönen Wissenschaften ein hübsches Einkommen; aber meine Kinder und musikalischen Liebhabereien fressen das alles auf und fragen nach noch mehrerem. Darum gebt mir aus Eurem großen Geldbeutel etwas weniges ab, wenn ich Euer Unter nehmen befördern und nicht stören soll, was ich nach dem Obigen ja könnte, aber nicht gerne möchte, theils aus Ehrlichkeit und Freundschaft, theils weil ich wirklich Ande res zu schreiben habe. Auch den Weg nach London habe ich gefunden durch einen Engländer, der bei mir in Kost ist, um Deutsch zu lernen. Dort läßt sich mit solchen alten Sachen noch mehr ausrichten, als hier. Bedenken Sie sich das Ding und schreiben Sie mir gleich wieder. Mit Hochachtung und Freundschaft Ihr Griepenkerl Ein Brief Griepenkerls vom 9. September 1827 belegt schließlich eine Sen dung von Musikmanuskripten an Nägeli: [37] (original in ZZ Ms Car XV i8y) Ew Wohlgeboren erhalten durch den Herrn Doctor Gräffe jetzt endlich die so lange von Ihnen gewünschten und von mir verheißenen Kompositionen von Sebastian und Friede mann Bach. Zürnen Sie deshalb nicht mit mir; und haben Sie an meiner Bereitwillig keit gezweifelt, was ich denken kann, so thun Sie es jetzt nicht mehr. Der Hauptgrund war, daß gleich anfangs unser bester Notenschreiber, der einzig zu solchen Sachen zu gebrauchen war, krank wurde und endlich in Jahresfrist starb. Kein anderer war zu finden, die Abschrift selbst zu besorgen, fehlte mir die Zeit und von den Originalen konnte ich mich nicht trennen. Eins aber habe ich Ihnen doch selbst abgeschrieben, nämlich die Phantasie aus C moll auf dem einzelnen Blatte. Die jetzt überschickte Abschrift hat ein junger Musiker angefertigt, der selbst nicht geschickt ist; aber die jugendliche Nachlässigkeit desselben werden Sie in meinen Korrekturen nicht bemerken. Gott gebe, daß noch nicht alles zu spät kommt. Sollte es aber dennoch sein, so mache ich auf keine Vergütung Anspruch. Ich habe Ihnen übrigens schon einmal geschrieben, daß ich arm bin und recht viel Geld in solche alte Musikalien gesteckt habe. Kann ich also etwas wieder damit erwerben, so thue ich es gern. Übrigens bin ich mit der alten Verehrung und Anhänglichkeit Braunschweig, den <jten <)ten 1827 Ihr ergebener Griepenkerl