Wie entftartC> Hans Georg Nagelte ßach=Sammlung? Dokumente zur Bach-Renaissance im 19. Jahrhundert Von Detlef Gojowy (Hildesheim) Bach-Quellen Züricher Provenienz, d.h. Abschriften oder Erstausgaben, ,i die auf den Schweizer Musikverleger, Komponisten und Pädagogen Hanse Georg Nägeli (1773-1836) oder seinen Sohn Hermann zurückgehen, habenn in der Bach-Forschung manche Unklarheit bereitet. Mangels sicherer Kennt nis über die Herkunft seiner Bach-Handschriften mußte man sich oft mitl Vermutungen zufriedengeben, die aus den (mitunter verworrenen) Quellen—j Verhältnissen folgten, statt daß gesicherte Daten über den Erwerb seinen: Bachiana mehr Klarheit in die Quellenverhältnisse zu bringen erlaubtli hätten. Ein traditioneller Zweifelsfall dieser Art ist die Frage nach der Vorlage fün Nägelis Edition des Wohltemperierten Klaviers 1 . Spitta 2 betrachtete das „Züri—i eher Autograph“ (nach neueren Erkenntnissen eine Abschrift Christiann Gottlob Meißners 3 ) als Vorlage und nahm auf Grund seiner Erkundigungenn an, Nägeli habe dieses 1802 durch Vermittlung seines Freundes Johannn Caspar Horner von der Tochter Philipp Emanuel Bachs in Hamburg erwor ben. Edgar Refardt 4 hat dann daraufhingewiesen, daß Nägelis Druck schonn 1801 erschienen ist 5 , also eine früher erworbene Vorlage gehabt haben muß..! Refardt belegt an Briefen, daß Nägeli sie wohl von Breitkopf & Härtel be zogen hatte. Oder hat doch die Meißner-Abschrift zur Vorlage gedient, aberx Nägeli hatte sie nicht erst 1802 in Hamburg, sondern schon früher vonn Breitkopf erworben? Hans-Joachim Schulze 6 macht darauf aufmerksam,h daß sie den gleichen Titel trägt wie ein 1764 in Breitkopfs Katalog 7 ange--: botenes Manuskript. Näheres zu dieser wie zu anderen Fragen ergibt sich aus einer Durchsicht:!] Nägelischer Nachlaßbestände, die der Verfasser im Auftrag des Bach-Insti--i tuts Göttingen vornahm, um über Bekanntes und Veröffentlichtes hinau* 1 Musikalische Kunstwerke \ im Strengen Style \ von \ J. S. Bach u. anderen Meistern | Zürich bMr Hans Georg Nägeli. (Heft 1:) Das rvohltemperirte Clavir \ oder \ Präludien und Fugen \ durenjis alle Töne \ von \ Johann Sebastian Bach | ... 2 Bd. I, S. 838ff. 3 H.-J. Schulze, Johann Sebastian Bach und Christian Gottlob Meißner, in: BJ 1968, S. 80 bis 2 88, dort S. 85. 1 E. Refardt, Briefe Hans Georg Nägelis an Breitkopf & Härtel, in: ZfMw, Jg. 13, 1931, , S. 384—400, dort S. 390. 5 Die Datierung geht außerdem aus Anzeigen und Probedrucken in der AMZ Nr. 19, In- -1 telligenzblatt Nr. VI vom Februar 1801, und der AMZ Nr. 32, Intelligenzblatt Nr. VlUlI vom Mai 1801, hervor. 6 Vgl. Anm. 3, a.a.O., S. 85. 7 Vgl. BJ 1906, S. 99.