26 Heinrich Besseler daß der Meister in der zweiten Hälfte des Jahres 1718 Berlin besucht H tri; um im Aufträge des Fürsten Leopold einen neuen Kielflügel für den KötJöM ner Hof zu bestellen. Diese Gelegenheit hat Bach zweifellos dazu benutzt, Berliner Musiker cj 132 Musikfreunde kennenzulernen. Durch die früheren Mitglieder der Preiixaffl sehen Hofkapelle war er schon in Köthen genau informiert. Fürst Leopiqoa. hat ihm weiteren Rat und gewiß ein Empfehlungsschreiben an Markggdxß Christian Ludwig mitgegeben. Bach hat also den Markgrafen in der zwei'bwt Hälfte des Jahres 1718, wahrscheinlich im Herbst, in Berlin besucht ux id: vor ihm musiziert. Der Wohnsitz des Markgrafen war das Königlioilgh Schloß. Dort muß sich die Szene abgespielt haben. Beim Abschied erhielt der Meister den Auftrag, ein Werk zu dediziernaisi Da der Auftrag erst nach 2 1 / 2 Jahren erfüllt wurde, scheint der Markggdir in der Zwischenzeit von neuen Kompositionen Bachs gehört und an seimba Wunsch erinnert zu haben. Die Widmungspartitur enthält sechs Gruppeqqn konzerte, im Titel Concerts avec plusieurs Instruments genannt. Man darf s diß nehmen, daß es sich bei der Vorführung in Berlin um dieselbe musikalisoailß: Gattung handelte. Das stilistisch älteste Brandenburgische Konzert NnZ 3 B-Dur lag im Herbst 1718 gewiß vor. Es erscheint plausibel,daß Bach diesaib x oder ein ähnliches Werk mit Musikern des Markgrafen aufgeführt hat. .tfix Wie die Markgräfliche Kapelle zusammengesetzt war, ist unbekannt. Vf/ .Jx kennen jedoch Bachs Köthener Orchester neuerdings recht gut. 19 Es ena aS spricht genau dem Partiturbild der Brandenburgischen Konzerte, abgesehxbaa von dem stark besetzten Konzert Nr. 1 E-Dur, das auf einen besondertabn Anlaß zurückgehen dürfte. Die W erke entstanden also zweifellos nicht Jdoi Berlin, sondern in Köthen. Sie zeigen stilistisch so große Unterschiede, db .al ihre Komposition sich über einen längeren Zeitraum erstreckt haben muxm r Man kann sie mit anderen Köthener Schöpfungen in Zusammenhaixuim bringen und auf diese Weise chronologisch ordnen. 20 Überblickt man s ner in der vermutlichen Reihenfolge ihres Entstehens, von der traditiomobil gebundenen Bratschen-Gambenmusik Nr. 6 bis zu dem kühn vorstoßendeabna historisch ersten Klavierkonzert Nr. 5, dann wird anschaulich, welchen W«W n: Bach in Köthen zurückgelegt hat. 21 Als der Meister im Frühjahr 1721 die Widmungspartitur schrieb, hat Jßd offenbar aus vorhandenen Konzerten diese sechs ausgewählt. Jedes ist andeabnß besetzt, was auf besondere Absicht schließen läßt. Der Komponist gi'ig Ja keinen Zyklus im strengen Sinne, sondern will zeigen, in wie mannigfichxUxd; Art man „Concerts avec plusieurs instruments“ ausführen kann. Er w;w iE Markgraf Christian Ludwig, dem Onkel des Königs von Preußen, ein eixib xii: 10 Kritischer Bericht zur Neuausgabe der Brandenburgischen Konzerte, NBA Serie VTV an: Bd. 2, Kassel und Leipzig 1956, S.20—22. - 0 H.Besseler, Zur Chronologie der Konzerte J. S.Bachs, Max-Schneider-Festschrift, LeipzxqiaJ 1955, S.115-128. 21 H.Besseler, Vorwort zur neuen Taschenpartitur der Brandenburgischen Konzerthaxno Kassel und Leipzig 1956.