Johann Christoph Bach Jl bekannt genug. Doch wird uns vor allem seine 22-stimmige Michaels kantate „Es erhub sich ein Streit“ das beste Beispiel von dem großen Zug seines künstlerischen Denkens geben. Noch weniger ist von dem auf unsere Zeit gekommen, was Johann Chri stoph für die Hofmusik geschrieben hat. 28 Daß er im Aufträge des Herzogs Kompositionen verfaßt hat, für die er besonders entschädigt wurde, läßt sich nachweisen. Da nach dem fluchtartigen Abgang ihres Kapellmeisters Daniel Eberlin (1692) die Hofkapelle vorerst keinen Leiter erhielt, scheint Johann Christoph auch hier führend gewirkt zu haben,was mit derwachsen- den Sympathie des Herzogs zu erklären wäre. Vor allen Dingen tritt auch das Lebenswerk eines schöpferischen Geistes für den Menschen ein. Wer sich in das Gesamtwerk Johann Christoph Bachs vertieft hat, wird wissen, daß die technische und geistige Größe seiner Kunst auch einen bedeutenden und großzügigen Menschen voraussetzt. Wenn wir dem Geistigen, das aus seinen Werken klingt, im einzelnen nach gehen, werden wir nicht nur auf meisterhafte Formgestaltung, sondern auch auf tiefgehendes Sprachempfinden stoßen. Wir werden über manche kühne Akkordbildung staunen, wie wir sie z.B. in der neunten Variation seiner ,,Aria Eberliniana“ finden. Wir sind geneigt, manche eigenartige Thematik Friedemann Bach gegenüberzustellen. Das alles sind Beweise einer rei chen Phantasie, die weit über den strengen Satzstil seiner Zeit hinausgeht und bis ins 19. Jahrhundert weist. Das meinten wohl auch seine Zeitgenossen, wenn sie Johann Christoph Bach als „den großen ausdrückenden Komponisten“ bezeichneten. Wir wissen, daß diese Ausdruckskraft eine seelische Substanz ist, die uns den Menschen in seiner geistigen Veranlagung aufzeigt. Seine Musik spricht nur zu deutlich aus, daß wir es mit einem tragischen Künstler zu tun haben. 28 Bekannt sind: Sarabande mit 12 Variationen; Arie in a-Moll mit 15 Variationen (ver schollen); Aria Eberliniana, pro dormente Camillo, mit 15 Variationen (hrsg. von C.Freyse).