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Das Fachschulwesen im Buchdruckgewerbe
- Bandzählung
- 1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-25.1928
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512046921-192800008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512046921-19280000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512046921-19280000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 6, Juni
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Das Fachschulwesen im Buchdruckgewerbe
- Autor
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DAS FACHSCHULWESEN IM BUCHDRUCKGEWERBE TYPOGRAPHISCHE MITTEILUNGEN / ZEITSCHRIFT DES BILDUNGSVERBANDES DER DEUTSCHEN BUCHDRUCKER / HEFT 6 / JUNI 1928 VOM BERECHTIGUNGSWESEN UND VON DER BEGABTENAUSLESE Von vielen unfrer bedeutendften Männer ift es bekannt, daß fie in ihrer Schulzeit häufig mittelmäßige, mitunter fogar fchlechte Schüler waren. Einer der bekannteften, Julius von Liebig, dem die Welt viel verdankt, foll als Schüler die Verzweiflung feiner Lehrer und als fogenanntes »SchwarzesSchaf« berüchtigtgewefen fein.Ebenfobekannt ift es, daß häufig Mufterfchüler im Leben glatt verfagen, obwohl fie in der Schule zu den bellen Hoffnungen be rechtigen. Diefe Tatfachen find für den Kampf um das Berechtigungswefen um fo wertvoller, als feit der Reichs- fchulkonferenz im Jahre 1920 die Frage der Schulreife, befonders der mittleren Reife (des früheren Einjährigen) wieder in den Mittelpunkt des allgemeinen Intereffes gerückt ift. Es mag verftändlich erfcheinen, wenn man im öffentlichen Leben nach einer Formel zur Beurteilung von Bewerbern fucht, es ift aber doch zweifelhaft, ob die bis herige Methode, beftandene Schulexamina zugrunde zu legen, die richtige ift; denn fall jeder Menfch weiß, daß eine felbft einwandfreie Beherrfchung des heutigen Schulwiffens gar keinen Anhaltspunkt bietet oder gar Entfcheidendes fagt über menfchliche Werte, Intelligenz und Tüchtigkeit. Es ift auch nicht einzufehen, daß ein größeresMaß an formalemSchulwiffen und ein beftandenes Schulexamen beim Eintritt in einen Beruf allein von aus- fchlaggebender Bedeutung ift. In welchem Berufe zum Beifpiel ift einem Abiturienten Gelegenheit gegeben, die Gefamtheit feiner erworbenen Schulkenntniffe zu ver werten? Die bisherige Form der Schulreife ift meift eine Geldfrage gewefen, wobei die geiftige Veranlagung des Schülers nur von fekundärer Bedeutung war. AlleVerfuche, diefes Bildungsprivileg durch Begabtenprüfungen zu er- fetzen, find aber fo lange unzulänglich, als nicht für eine materielle Sicherftellung der Ausgewählten geforgt wird. Verfchiedene Umftände, wie Störungen durch die Puber tätsperiode ufw., müffen berückfichtigt werden. Trotz dem ift die Frage der Heranziehung und Ausbildung tüch tiger Menfchen wichtig; denn jeder Lehrer, der an einer Berufsfchule unterrichtet, hatte wohl fchon an Entlaffungs- tagen das bittere Gefühl der Ohnmacht, daß er für feine Schüler, die fich in jeder Beziehung als fleißig und intelli gent erwiefen haben, nichts tun kann, um ihnen ihren Lebensweg zu erleichtern oder ihnen den Aufftieg zu er möglichen. Das einzige ift ein gutes Entlaffungszeugnis, das vielleicht einen gewiffen Eindruck bei der Gehilfen prüfung macht, fonft aber keine Vorteile für den Schüler hat. Erweitert ein junger Mann fein Willen, erfchöpft er alle Möglichkeiten der Fortbildung in feinem Fach, fo wird es ihm doch nicht gelingen, eine gerade Linie oder eine Brücke zu finden, die zu den »höheren Weihen« einer technifchen Hochfchule oder Univerfität führt: Die Möglichkeiten, als Hochbegabter ohne Reifeprüfung flu di e- ren zu können, haben keine praktifche Bedeutung. Es wird zwar in den Beftimmungen für das Studium ohne Reife in der mündlichen und fchriftlichen Aufnahmeprüfung Schulwiffen nicht verlangt, fondern etwas, was bisher bei Studenten nicht zur Bedingung der Aufnahme gemacht worden ift, nämlich eine befondere wiffenfchaftliche Be gabung. Es wird ferner verlangt, daß ein Kenner der Wiffenfchaft — ein Profeffor oder dergleichen — die Bürg- fchaft für den Kandidaten übernimmt, feine hervorragende wiffenfdiaftliche Begabung teftiert und den Antrag auf Zulaffung Hellt. Die Zulaffung erfolgt nur für ein beftimmtes Fach, das der Sonderbegabung des Prüflings entfpricht. Intereffant find die Ergebniffe. Das preußifche Minifterium für Wiffenfchaft, Kunft und Volksbildung berichtet über die Ergebniffe diefer Verfuche, daß vom I. Mai 1924 bis 31. Mai 1927 1063 Perfonen einen Antrag geftellt haben. Ein Antragfteller wurde ohne Prüfung angenommen. Von den übrigen wurden 696 fofort abfchlägig befchieden, 372 Bewerber wurden zugeiaffen, von denen 10 freiwillig zurücktraten, fo daß nur 362 Prüflinge in Betracht kamen. Bis Ende 1927 wurden 336 Antragfteller geprüft (26 blieben noch unerledigt). Davon beftanden 179, nicht beftanden haben 157 Bewerber. Unter denen, die zum Studium ohne Reife zugeiaffen wurden, befanden fich 56 mit Volksfchul- bildung, davon 16 Arbeiter und Handwerker. Das Lebens alter lag zwifchen 25 und 40 Jahren. Die Bedingungen be- weifen, daß die Bewerber fchon vor dem Studium »Leuch ten der Wiffenfchaft« fein follen, denen nur eine Hohe Univerfität die allgemeine Anerkennung gibt Vielleicht denkt man dabei an den zum Dr. h. c. ernannten Buch binder Ibfcher, deffen hervorragende Begabung und über ragende Sachkenntnis in der Bearbeitung alter ägyptifcher Papyri man nach langen Jahren, nachdem der Mann einen Weltruf erlangt hatte, mit einem Titel, und nicht vorher durch entfprechende Entlohnung würdigte. Soll wirklich eine Begabtenauslefe von Wert fein, fo muß ganze Arbeit geleiflet werden. Der Widerftand der höheren Schulen mit ihrer Verachtung alles gewerblichen Wiffens und der großen Uberfchätzung reinen Schulwiffens, muß gebrochen werden, und eine Aufftiegsmöglichkeit von der Volks- fchule über die Berufsfchule bis zur Hochfchule gefchaffen werden. Über beftehende Pläne, die berechtigten Wünfche der Fachleute durch Eingliederung von Hilfsfächern in den Lehrplan der Realfchulen hintenanzuhalten, äußerte fich Blum in feiner Abhandlung »Das deutfche Hochfchul- wefen« wie folgt: »Gegen dielen Plan müffen die flärkften Bedenken geltend gemacht werden.Weder die Mittelfchule felbft, noch weniger aber die Fachausbildung würde einen wahrenNutzen davon haben. Jene würden den äußern Vorteil eines ftärkeren Befuches und eines gewiffen höheren Anfehens mit der Preisgabe ihrer eigentlichen Beflimmung, der befferen Allgemeinbildung zu dienen, erkaufen. Die Fachbildung würde eine Verbefferung erleiden. Mit Rücklicht auf das Alter der Schüler und 161
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