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Das Schiff
- Bandzählung
- 1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-25.1928
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192800007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19280000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19280000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 3, März
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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keinerlei Moralgefetz gebunden. Machiavellis zeitgenöffifches Ideal ifl der graufame Papüfohn Cefare Borgia, Nietzfches »blonde Bedie«. Und im Altertum ifl die römifche Republik durch diefelben Mittel zu ihrer Größe gelangt. Ein Vorzug des alten Florentiners ifl fein unerbitt licher Realismus, der die Dinge fo fieht und fo nennt, wie fie wirklich find, ohne fie, wie auch heute noch in der inneren und mehr noch in der äußeren Politik oft genug gefchieht, mit mora- lifchen Phrafen zu umkleiden. Und doch deckt vielleicht eine ßttliche Idee hinter diefer brutalen Verherrlichung reiner Machtpolitik: fein italie- nifdier Patriotismus, der ihn in folcher Staats- kund das einzige Mittel zur Rettung und Eini gung feines Gefamtvaterlandes erblicken ließ. In den GeleifenMachiavellis wandelt die Politik der fogenannten »Staatsräfon (Staatsvernunft)«, die im 17. und teilweife noch im 18. Jahrhundert das Schlagwort der fürfUichen Kabinette (Haupt typus LudwigXIV.) und auch heute noch mehr, als es gut ist, das Leitmotiv in der Theorie und erd recht in der Praxis vieler fogenannter»Staats- männer« bildet. Friedrich der Großezum Beifpiel hat de zwar in feinem Antimachiavell (1739) mit den fchönden moralifchenVernunftgründen be kämpft, aber ein Jahr fpäter als Selbdherrfcher fehr machiavellidifch gehandelt. Und felbd einer der größten deutfchen Idealiden, derPhilofoph J. G. Fichte, hat ihr, allerdings nur zeitweife, in den Jahren von Preußens größter Not (1807, 1808) beigedimmt. Wie Machiavelli im 16., fo id der Engländer Thomas Hobbes (1588bis 1679) der bedeutendde politifche Theoretiker des 17. Jahrhunderts ge- wefen. Auch er id ein Verteidiger der reinen Machtpolitik, aber mehr in der Form der All macht des daatlichen Gefetzes. Zwar geht auch er von der angeborenen Selbdfucht des Menfdien aus,deffenAnfangszudandein»Krieg aller gegen alle« war, indem ein Menfch gegen den andern wie ein »Wolf« dand; aber der letzte Zweck eines allmächtigen Staates,der fein unbefchränk- tes Recht auf Perfon und Eigentum, ja fogar Gewiffen und Religion feinerUntertanen befitzt, id doch innerer und äußerer Frieden und Ver nunft, fallsmanbeide —habenkann.Unddiefem Staate müffen fich alle andern Mächte, auch die Kirche und — das Kapital beugen. Von Hobbes dämmt endlich auch das hoffnungsvolleWort: »Allmählich wird die Maffe aus dem Zudand der Roheit herausgeführt«, während Voltaire und andere »Freidenker« allezeit die »Canaille« veraditet haben. Das achtzehnte Jahrhundert, das Jahrhundert der Aufklärung, id fad ganz von mehr oder weniger liberal-individualidifchen Staatslehren erfüllt, die wir im nächden Auffatz kennen lernen wollen, und die ihren praktifch-welthido- rifchen Ausdruck in der franzöfifchen Revolution (1789 bis 1794) finden. Eine konfervativ-macht- politifche Richtung macht fich, abgefehen von dem Napoleonismus, theoretifch erd wieder als Rückfchlag (Reaktion) gegen beide Ereigniffe geltend in der zu Beginn des neuen Jahrhunderts einfetzenden Romantik und Redauration. Die .RomanfjTcmit ihrem ausgefprochenenGegenfatz zur Vernunft, ihrem Sinn fürdasGefchichtliche und Naturhafte, für dieMächtederÜberlieferung und der Sitte, für die triebartigen Empfindungen erdreckt fich nicht bloß auf die Dichtung, Kund, Religion und Philofophie, fondern auch auf Staatslehre und Politik. Der Staat foll keine bloße »Mafchine« oder »merkantilifche Sozietät (Han- delsgefellfchaft)«fein,fonderneinen»lebendigen Organismus« bedeuten. — Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. will nicht, daß »ein Blatt Papier« — gemeint id die Verfaffung — fich zwifchen ihn und »fein« Volk dränge. Die politi fche Romantik — eigentlich einWiderfinn in fich, weil fie das vielgedaltige moderne Leben rein gefühlsmäßig beherrfchen, genau genommen, zurückfehrauben will — muß übrigens nicht not wendig reaktionär fein, obwohl ihre Vertreter zum mittelalterlichenStändedaatzurückdreben. Ausgefprochen rückfchrittlich dagegen id die Reftauration des unbedingten Legitimitätspnn- zips(eigentlich»Wiederherdellung«der»Gefetz- lichkeit«), wie fie namentlich durch die »Heilige Allianz« der dreiOdreiche: Preußen, Öderreich, Rußland und durch die nach Napoleons Sturz zurückgekehrten Bourbonen inFrankreich (1815 bis 1830) gefördert wird. Das fechsbändige Werk des Berners Ludwig von Haller »Redauration der Staatswiffenfchaft« (1816 bis 1825) fetzt den »kündlich - bürgerlichen« Einbildungen von Grundrechten und Verfaffungen den angeblich »natürlich-gefelligen« Zudand entgegen, kraft deffen der Fürd von Gottes Gnaden Privateigen tümer des Staates id, ohne irgendwelche daat lichen Pflichten, befchränkt bloß durch die er erbten Rechte anderer Privatleute. In Frankreich wirkten in ähnlichem Sinne, namentlidi auch für die Macht des Papdtums, die mit den Bour bonen heimgekehrten Emigranten Marquis von Bonald und Graf de Maidre. In dem Preußen Friedrich Wilhelms IV. vertrat die darren Legi- timitätsgrundfätze mit ihren Parolen: »Auto-
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