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Das Schiff
- Bandzählung
- 1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-25.1928
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192800007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19280000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19280000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 3, März
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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SsäSSBSL- hochdeutfcher Zeit aus urfprünglidi reinem a entwickelt. In grammatifcher Beziehung ift befonders eine Neuerung zu erwähnen: »mir« für »wir«, das lieh durch gegenfeiiige Angleichung von haben wir, können wir ufw. zu habe- mir, könnemir (gennmer) audi in einer ganzen Reihe anderer Mundarten entwickelt hat, zuerft als Nebenform zu »wir« üblich war und fpäter zur Alleinherrfchaft kam. Ob auch die fächfifche Satzmelodie fehr altertümlich ift, läßt lieh noch nicht mit Sicherheit feftftellen, da die Unter- fuchungen darüber naturgemäß fehr fchwierig find. Doch fcheint fie mir älter als die mehr einförmige neuhoch- deutfehe Satzmelodie ZU fein. Erich Pagel, Betlin-Adlershof &ür unsere Büchereien Panait Iflrati An neuen Romanen und Novellen ift wahrlich in der neuen Bucherzeugung kein Mangel. Eine wahre Hochflut von Neuausgaben der Werke älterer namhafter Schriftfteller ergießt fich ferner über die Leferwelt. Kaum vermögen die Kanäle des Lefebedürfniffes das alles zu faffen, und — Remittenden und Ladenhüter finden fich wohl bei vielen Verlegern in Hülle und Fülle. Gibt es nun wirklich auch fo viele gute, in den höchften Bann der Aufmerkfamkeit zwingende Erzähler? Ich behaupte: Nein. Ihre Zahl ift klein. Unter ihnen, das heißt unter denen, die im laufenden Jahrzehnt aufgetaucht find, ragt einer um viele Hauptes längen empor: Panait Iflrati, der Rumäne. Wer ift das? — fo fragen wohl die meiden. Allzuwenig ift er noch bekannt. Kein Geringerer als Romain Rolland hat ihn entdeckt. In dem zuerft veröffentlichten, bei Rütten & Loening in Frankfurt a. M. in deutfeher Überfetzung erfchienenen Erzählungsband: Kyra Kyralina (brofehiert 4 M., gebunden 6 M.) hat Rolland in der Vorrede die Perfon, das Leben und die fonderbaren Begleitumftände der Entdeckung Iftratis gefchildert. Unten wird diefe Vor rede abgedruckt. Sie gibt die belle Charakteriftik Iftratis. Ein zweiter Band Erzählungen: Onkel Angiel (brofehiert 4 M., gebunden 6 M.) ift ebenfalls bei Rütten & Loening erfchienen, ein dritter im Laufe des Jahres 1937 bei Ge brüder Enoch in Hamburg unter dem Titel Nerrantfoula (gebunden 5,50 M.). Alle drei Bücher gehören zu dem Stärkften, was ich an Erzählendem und Plaftifch-Darftel- lendem in der Erzählkunft in meiner hoch ft umfangreichen LefebetätigungimLaufe eines halbenjahrhunderts kennen gelernt habe. Ich empfehle allen unferen Büdiereien diefe drei Bände zur unbedingten Anfchaffung. Guftav Hennig, Gera Vorwort zu »Kyra Kyralina* Mit befondererErlaubnis des RUtten & Loening-Verlages,Frankfurt a.M. Nachdruck verboten. In den erften Januartagen 1931 ging mir ein Brief aus dem Krankenhaus in Nizza zu. Er war bei einem Lebens müden gefunden worden, der fich die Gurgel durchge- fchnitten hatte. Es beftand wenig Hoffnung, den Verletzten am Leben zu erhalten. Ich las und war von dem Ausbruch eines Genies erfchüttert. Ein fengender Wind, der über die Steppe fegt. Das Bekenntnis eines neuen Gorki des Balkans. Es glückte, ihn zu retten. Ich wollte ihn kennen lernen. EinBriefwechfelentfpann fich. Wir wurdenFreunde. Er heißt Iflrati und ift im Jahre 1884 in Braila geboren. Sein Vater, den er nicht gekannt hat, war griechifcher Schmuggler, feine Mutter rumänifche Bäuerin, eine pracht volle Frau, die ihr Leben raftlofer Arbeit ihm allein weihte. Trotz feiner Verehrung verläßt er fie mit zwölf Jahren, vom Wandertrieb erfaßt, oder mehr noch aus ver zehrender Sehnfucht, das Leben kennenzulernen und — die Liebe. Zwanzig Jahre irrt er umher, erfchöpft fich in fchwerfter Arbeit, um dann wieder müßig zu gehen, befteht die feltfamften Abenteuer und Strapazen, von der Sonne ver brannt, vom Regen durchnäßt, obdachlos, von der Polizei gehetzt, hungrig, krank, von Leidenfchaften befeffen und durch die Not zermürbt. Er betreibt ein Gewerbe nach dem andern: Schankkellner, Kuchenbäcker, Schloffer, Kupferfchmied, Mechaniker, Mafchinilt, Taglöhner, Schiffs lader, Diener, Sandwichman, Schildermaler, Anftreicher, Journalift, Photograph ... Er mengt fich während einiger Zeit in die revolutionären Bewegungen. Er durchwandert Ägypten, Syrien, Jaffa, Beirut, Damaskus mit dem Libanon, den Orient, Griechenland, Italien, häufig ohne einen Kreuzer in der Tafche; zuweilen hält er fich auf einem Schiff verfteckt, wo man ihn unterwegs entdeckt und im nächften Hafen ans Land fetzt. Er ift bis zum äußerften abgeriffen, aber er fpeichert eine Welt von Erinnerungen in fich auf und täufcht fich oft über feinen Hunger hin weg, indem er fich mit wahrer Gier aufs Lefen verlegt; vor allem lieft er die ruffifchen Meifter und die Schrift fteller des Abendlandes. Er ift der geborene Erzähler, ein Erzähler des Orients, der fich an feinen eigenen Gefchichten begeiflert und erregt. Und dermaßen läßt er fich davon gefangennehmen, daß — hat er erft mal eine Gefchichte begonnen — niemand, ja er felbfl nicht, weiß, ob fie eine Stunde dauern wird oder vielleicht taufendundeine Nacht. Die Donau und ihre Krümmungen... Und diefes Erzählergenie ift fo zwingend, daß er in dem am Vorabend feines Selbftmordverfuches gefchriebenen Briefe zweimal feine verzweifelten Klagen unterbricht, um zwei luftige Epifoden aus feinem früheren Leben zu erzählen. Ich habe ihn beftimmt, einen Teil feiner Gefchichten nieder- zufchreiben, und er hat fich dazu entfchloffen, ein breit angelegtes Werk zu verfallen, von dem zwei Bände fertig vorliegen. Es ift eine Befchwörung feines Lebens; und das Werk könnte, wie fein Leben, der Freundfchaft ge widmet fein: denn fie ift die heilige Flamme in diefem Menfchen. Immer wieder macht er halt auf feinem Wege und gedenkt derer, die ihm begegnet find, fucht hinter das Rätfel jedes einzelnen Schickfals zu dringen. So geftaltet fich jedes Kapitel des Romans zu einer Novelle; drei oder vier diefer Novellen aus den mir bekannten Bänden find der ruffifchen Meifter würdig. Von diefen unter- fcheidet er fich durch fein Temperament und die glutvolle Atmofphäre, die gefunde Denkweife, eine tragifche Heiter keit, jene Freude am Erzählen, die die bedrückte Seele befreit. Man bedenke, daß der Mann, der diefe Seiten in fo be- fchwingter Sprache gefchrieben hat, erft vor heben Jahren allein Franzöfifch zu lernen begann, indem er unfere Klaffiker las. Romain Rolland
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