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Das Schiff
- Bandzählung
- 1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-25.1928
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192800007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19280000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19280000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 1, Januar
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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da dann Bittdorffen weiter nichts im Weg gelegt werden würde«. Trotz diefer Erklärung wollten lieh die Gefellen des Buchdruckers Bittdorf nicht beruhigen. Sie verlangten von ihm, »daß er die Sache mit Löfflern zu Ende bringen folle, da fie widrigenfalls alle aus der Arbeit gehen würden«. Daraufhin befchuldigte der Meifter feinen früheren Ge fellen vorm Rate, nicht ehrlich gehandelt und vor der Lade nicht zugegeben zu haben, daß der Streit beendet fei. Löffler aber, nochmals vor den Rat zitiert, fagte aus, daß er »folches vor dem Laden-Vater Breitkopf gefagt hätte«. Der Rat aber befchloß daraufhin folgendes: »Der Gefelle Löffler foll auch ein Atteftat von dem Laden- meifler Breitkopffen beybringen, daß er demfelben ge meldet, wie die Sache aus und er an Meifter Bittdorffen nichts weiter zu pertendiren habe.« Löffler erklärt vorm Rate, das verlangte Atteft binnen drei Tagen herbeifchaffen zu wollen. Er ging daher zu Breit kopf, dem damaligen Oberälteften der Leipziger Buch- druckcrgefellfdiaft, und bat diefen um das vom Rate ver langte Atteft. Breitkopf kam der Bitte gern nach und ftellte nachfolgendes Atteft aus, das im Original wiedergegeben ift. Es lautete: »Johann Löfflern hab ichEndes-Unterfchriebener atteftiren follen, daß Er vor einigen Wochen zu mir gekommen und gefagt, daß Er wegen einer von Herrn Benjamin Bittdorfen allhier ehedem erlittenen und bey hießiger Buchdrucker- Gefellfchaft angebrachten Befdiimpfung, in hießigen Hoch- löbl. Stadt-Gerichten billige Satisfaction bekommen. Weil nun diefes lieh alfo verhält, und ich mich deßen noch wohl erinnere: als habe diefem feinem Gefuch zu defe- riren mich nicht entbrechen können. Ich atteftire dem nach obberührtes fein Vorgeben hierdurch bey meiner Bürgerl. Pflicht. Leipzig, den a. Juni 1739. (gez.) Bernhard Chriftoph Breitkopf d. Z. Oberältefter der hießigen Buchdrucker-Gefellfchaft.« STUNDENWEISE VERMIETETE ZEITUNGEN Es gab wohl kaum ein befchwerlicheres Gewerbe als das der Newsmen — d. h. der Neuigkeitshändler —, die in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts in der Weltftadt London ihrHandwerk trieben. Dazumal konnte noch nicht jeder gewöhnliche Bürger lieh feine Morgenzeitung und ein Abendblatt leiden, denn die Zeitungen waren noch kein billiges Volksnahrungsmittel. Dafür aber gab es Leute, die die Zeitungen leihweife gegen Entgelt ins Haus brachten. Ein Bericht fagt darüber: Schon beim Morgengrauen flehen fie vor den Druckereien, aus deren Keller der dumpfe Donner der Dampfmafchinen und Druckerpreffen rollt, und warten ungeduldig auf die Fertigftellung und Ausgabe der Morgenzeitungen. Hat der Newsman feine koftbare Laft endlich unter dem Arm oder auf dem Rücken, fo rennt er los und läßt feine Habe »auf den Weg fallen«, wie der Fachausdruck lautet. Ent- fcheidend bei diefem Handwerk ift die Schnelligkeit, denn fchon eine Stunde nach Beendigung des Drucks müffen die Zeitungen in den Händen der neuigkeitshungrigen Lefer fein, und mögen fie an der Peripherie der Metro pole wohnen. Etwa um 8 Uhr ift der Newsman mit dem Austragen feiner Zeitung fertig, nun aber beginnt eigentlich erft das Gefchäft: er befucht feine Kunden, die nicht abonniert find und die Zeitung nur leihweife für eine einzige Stunde erhalten. Das koftet zwar nur einen Penny, aber gegen einen höheren Preis können die Lefer die Zeitung auch länger mieten. Dreißig bis vierzig Zeitungen fetzt ein einzelner Newsman in Umlauf und klopft fo an einem einzigen Tag an fechzig, hundert und noch mehr Häufer ab. Nachmittags werden die Blätter dann wieder ein- gefammelt, um mit der Poft an die Abonnenten in der Provinz gefandt zu werden. Nun beginnt die zweite Tour: die Ausgabe der Abend blätter. Sie erfordert wieder die ganze Aufmerkfamkeit der Newsmen, diefer flinken und geplagten Burfchen, die während fechsMonaten desjahres —wenn dieParlaments- VON KURT OFFENBURG, FRANKFURT A. M. Atzungen ftattfinden — überhaupt nicht zur Ruhe kommen, weil fie ftets auf dem Sprung fein müffen, auch noch die zweite Ausgabe der Abendblätter an Kunden zu verteilen. Bei diefem Zeitungsvermieten gibt es dann manchmal die komifchften Szenen. Der Newsman erfcheint nach einer Stunde, um feine Zeitung wieder abzuholen und feinen Penny zu kaffieren. Der Mieter aber, etwas phlegmatifch und noch nicht ganz ausgefchlafen, behauptet hartnäckig, daß erft eine halbe Stunde feit Ablieferung der Zeitung vergangen fei. Er läßt dem Newsman fagen, daß er warten oder fpäter wiederkommen folle. — Ein anderer Kunde, ein Stocktory, lieft gerade die Rede »feinest Abgeordneten und freut fich, wie die Whigs eine Abfuhr erhielten — da kommt dieHaushälterin und fagt, daß derNewsman feine Zeitung wieder haben wolle und nicht länger warten könne. Der Herr wird wütend, denn er muß nun noch einmal die ganze Parlamentsrede von neuem lefen; die Haus hälterin lädt ihre Wut wieder auf den Newsman ab, diefer flucht und krakeelt, daß der Herr eben jetzt zwei Pence ftatt eines Pennys zahlen müffe. — Inzwifchen wartet ein dritter Kunde auf die Zeitung, der auch auf den Par lamentsbericht neugierig ift. »Wo bleibt heute der ver- fluchteNewsman wieder?«fragt er feinen Diener. Erfcheint dann endlich mit einigen Minuten Verfpätung der Viel geplagte, fährt ihn der alteJunggefelle an: »Ich will meine Zeitung pünktlich auf die Minute! Wollt Ihr nicht, fo kann fie mir ein anderer bringen.« Der Newsman will aufklären, fich entfchuldigen — aber der Mieter, der einen Penny zahlt, findet es unter feiner Würde, den Newsman anzuhören. So haben die Newsmen fall täglich die Ungeduld und fclilechte Laune ihrer Kunden zu erdulden. Und wenn fie fich auch von morgens bis abends abhetzen, täglich fall zwanzig englifche Meilen zurücklegen, ob es regnet oder fchneit, die Sonne glüht, daß das Pflafter fiedet, Nebel herrfdit, daß die Hand vor dem Geficht nicht zu fehen ift, immer find die Newsmen unterwegs. Und der Gewinn?
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