16 t-SELLEEELi. Die Reklame im Mittelalter - Ausrufer IS-LS-BALS-SS-Z;! reiches entstanden, herrschten so einfache Lebensverhältnisse, stand insbesondere der Handel auf einer so primitiven Stufe, daß für ein ausgebildetes Neklamewesen kein Bedarf vorhanden war. Was hätte auch eine Schriftreklame für einen Wert gehabt in einer Zeit, wo die Bildung nur hinter den Mauern der Klöster eine Zufluchtsstätte fand, wo das Lesen eine seltene Kunst geworden war? Der Herold, der Ausrufer vertrat die Stelle der Affiche. Die vielen Folgen von Ausruferbildern französischen, englischen, italienischen und deutschen Ur sprungs, deren erste zur Zeit Franz' I. in Paris entstand, von denen dann zahl reiche andere für alle wich tigeren Städte Europas im siebzehnten, achtzehnten und im Anfänge des neun zehnten Jahrhunderts ge schaffen wurden, zeigen zur Genüge, welche Bedeutung der Stimme noch vor gar nicht langer Zeit als Re klamemittel zukam. Freilich hat ihre Wichtigkeit fort gesetzt abgenommen, seit unter der Herrschaft der sa- lischen und staufischen Kai ser in Italien und Deutsch land die Städte und in ihnen der Handel mäch tig emporblühten und end lich im fünfzehnten Jahr hundert der Kaufmanns stand in den städtischen Gemeinwesen ausschlag gebendwurde. Er begnügte sich nun nicht mehr mit einem engbegrenzten Ab satzgebiete; jetzt zogen Ka rawanen von Lastwagen mit Waren bepackt von Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Zu den Gütern, die in dieser Weise an den verschiedensten Orten aus- geboten wurden, gehörten auch die Bücher, und die Buchhändler waren es, die zuerst Gutenbergs folgenreiche Erfindung den Zwecken ihrer Propaganda dienst bar machten. Sehr begreiflich — denn erstens kostete es sie so gut wie nichts, da sie in der ältesten Zeit ihre eigenen Drucker waren, und zweitens wendeten sie sich an ein gebildetes, des Lesens kundiges Publikum. Sie folgten damit übrigens nur dem Beispiele, das ihnen die Handschriftenhändler gegeben hatten; ist uns doch von einem solchen, dem Diepolt Lauber, Schreiber zu Hagenau, eine um 1460 geschriebene Anzeige enthalten, in der er seine Bücher „groß und klein, geistlich und weltlich, hübsch gemalt" dem Bibliophilen ans Herz legt (H. Lempertz, Bildertafeln zur Geschichte des Bücherhandels, 1853 bis 1865, Tafel 1). In gleicher Weise druckten die Buchhändler bei Antritt ihrer Reise Verzeichnisse, in denen sie die Titel der von ihnen feilgehaltenen Werke anführten Abb. 11. Plakat für eine Zwergin nach einem Stahlstich von 1798 Frankfurter Herbstmesse (Zu Seite 19)