Tie Reklamekunst als künstlerisches Erziehungsmittel 13 Kunst zu erziehen. Nun, hier ist eine Schule, die Erwachsene und Kinder in gleicher Weise besuchen müssen, die keiner versäumen kann und deren Unterricht um so erfolgreicher sein wird, als die Schüler gar nicht merken, daß sie unter richtet werden. Aus diesem Grunde meine ich, daß die Plakatbewegung von jedem gefördert zu werden verdient, der dazu in der Lage ist. Darum braucht man seiner Vorliebe für die Kunst der älteren Meister keineswegs untreu zu werden; mit der Liebe zu ihnen verträgt sich sehr wohl ein freundliches Interesse für die naturgemäß andersartigen Schöpfungen einer jüngeren Generation. Mit Recht hat darum Mar Lehrs den Katalog seiner Plakatausstellung im Dresdner Kupferstichkabinett mit den schönen Worten geschlossen: „Am würdigen Alten In Treuen halten, Am kräftigen Neuen Sich stärken und freuen, Wird niemand gereuen." Wenn es meinem Büchlein gelingt, das Interesse für die Reklamekunst zu heben, zu ihrer Ausbreitung ein weniges beizutragen, so ist sein Zweck erfüllt. II. GcsclKcdrlickes <*7^as Plakat bezweckt, die umständliche Einzelbenachrichtigung dadurch zu ersetzen, ^ daß man die für weitere Kreise des Publikums bestimmten Mitteilungen nur eine beschränkte Anzahl von Malen durch Schrift oder Truck vervielfältigt und an besonders stark besuchten Orten anbringt. Dieser dem Anschlagwesen zugrunde liegende Gedanke ist uralt. Er tritt zum Beispiel in der in den Staaten des Altertums vielfach üblichen Veröffentlichung der Gesetze durch Ausstellung steinerner oder ehener Tafeln hervor, die den Gesetzestext enthielten. Ein weiteres Beispiel geben die für die römische Rechtsentwicklung so wichtigen „Alba" der Prätoren