1 1 einer unnützen Laft zu befreien und fich felbft zugleich dem jammervollen Anblicke ihrer Schmerzen zu entziehen? Aber kann Alois — denn der Lefer hat ihn fchon erkannt — dem Leben ohne Schmerz entfagen, in einem Alter, wo es in voller Blüthe fleht, und welches fo feiten alle Hoffnung aufgiebt ? — Soll er rückfichtslos die Herzen feiner Brüder und feiner Mutter brechen, diefer trefflichen Mutter, deren Dafein, die einzige Zu flucht ihrer übrigen Kinder, diefer neue Kummer auflöfen kann? Wer kann fagen, welche widerftreitende Gefühle in dem Herzen des unglücklichen jungen Mannes kämpften, und welche ftürmenden Leidenfchaften ihn wechfels- weife umlagerten?« »Die Vorfehung war eine Entfchädigung für fo viele, auf ein einziges Haupt gehäufte Leiden fchuldig und zur Gewährung derfelben hatte fie den feierlichflen Augenblick diefes fchrecklichen Drama’s aufgefpart. Der fchauder- volle Kampf zwifchen der Hoffnungslofigkeit feiner Lage und der füfsen Liebe, die er für feine Familie empfindet, fcheint fich feinem Ende zu nahen, und ift auf dem Punkte, mit einer entfetzlichen Kataflrophe zu fchliefsen; Senefelder nähert fich fchon mit feftem Schritte dem Fluffe, als zu feinen Füfsen auf dem Sande ein flacher, glatter, feinkörniger Stein fich feinen Blicken darbietet. Bei diefem Anblicke blitzt in feinem Geifte ein leuchtender Gedanke auf. Sein Genie entdeckt plötzlich eine fichere Quelle von Glück und Ruhm in diefem armfeligen Gegenftande, den er geftern nicht des Aufhebens ge würdigt hätte. Heute bemächtigt er fich diefes koftbaren Schatzes mit der Gier eines Geizhalfes; er fliegt zurück zur elenden Wohnung feiner Familie, flürzt fich begeiflert in die Arme der erflaunten Mutter und ruft: »Gott fei gelobt! unfer Elend hat endlich ein Ende!« Und nun legt er den verdutzten Blicken der Seinen, welche ihn für wahnfinnig halten, den Stein vor, auf dem fo viele Hoffnungen ruhen; er erklärt ihnen, wie er die Möglichkeit eingefehen habe, fich feiner anftatt der koflfpieligen Platten zu bedienen, welche seither zum Notendruck verwendet wurden. Sogleich machte er fich mit der Ausdauer und dem Muthe, ohne welche es keinen genialen Mann geben kann, ans Werk, und einige Tage darauf hatten die Buchdrucker- und die Kupferftecherkunft eine Nebenbuhlerin gefunden.«