[gl! 3 ''* Gr 3 V. 12 Eine andere Erzählung läfst Senefelder als Choriften des Münchener Theaters eines Abends in fein Dachftübchen treten, mit einem Wetzftein, einer Anweifung auf feine Gage und einem fchwarzgefärbten Stempel in der Hand. Um die Gunft des Directors zu erlangen, wollte er die Contremarken ftempeln. Der Wind, welcher durch die undichten Fenfterladen eindrang, wehte die bei Seite gelegte Anweifung in ein Wafferbecken; Senefelder nahm diefelbe heraus, trocknete fie und fetzte den Stein darauf, damit der Wind nicht abermals fein Spiel treiben könne. Am andern Morgen hatte fich die Buchdruckerfchwärze der Anweifung auf den Stein abgedruckt, er fah dies und — die Steindruckerei war erfunden. Senefelder felbft theilt die Sache freilich ganz anders mit, wie wir weiter unten fehen werden; feine eigenen Aufzeichnungen, fowie der Gang feiner Arbeiten zur Fortbildung feiner Erfindung laffen uns über den eigent lichen Urfprung der Lithographie keinen Augenblick in Zweifel. Aber auch ihm wurde feine Erfindung ftreitig gemacht und zwar von dem Dechanten Schmidt aus Miesbach. Der Director F. v. Schlichtegroll in München veröffentlichte deshalb zur Klärung der Anfichten hierüber in den Jahren 1816 und 1817 einige Briefe über die Erfindung der Lithographie (Anzeigen für Kunft- und Gewerbfleifs im Königreich Baiern), an welche er die Aufforderung an alle Freunde der baierifchen Kunftgefchichte knüpfte, das, was ihnen in diefen Briefen unrichtig erfcheine, anzuzeigen und mit Be- weifen das Gegentheil darzuthun, damit die Wahrheit ermittelt werde. Die Thatfache, dafs kaum eine Stimme fich hierüber vernehmen liefs, fcheint denn doch gewifs geeignet, unfern Alois Senefelder als alleinigen Erfinder der Lithographie anzuerkennen. Eigenthümlich berührt es daher, wenn man in einem fonft fo achtungs- werthen Werke, wie Pierers Lexikon, unter der Rubrik »Lithographie« wörtlich liest: »Eigentlicher Erfinder der Lithographie war der Hofcanzler Simon Schmidt, welcher fchon vor 1788 den Solenhofener Stein zum vertieften wie zum erhabenen Druck benutzte, feine Erfindung aber nicht bekannt machte; zweiter Erfinder war Alois Senefelder« etc. Es fcheint, als wenn bei einer fo wichtigen Sache denn doch die Gefchichte der Erfindung genauer J □J — — *jehT E]