hätte ftudirt fein mtiffen, da das Publikum durch derartige Notizen fehr leicht irre geführt wird und der Beweis des Gegentheils nicht immer auf empfäng lichen Boden fällt. Thatfache ift, dafs der Domdechant Schmidt allerdings fog. erhabene Aetzverfuche auf Stein fchon vor oder gleichzeitig mit Senefelder gemacht hat, diefelben aber, da er nur zu fehr ungenügenden Refultaten gelangte, wieder fallen liefs. Schmidt foll fogar felbft geäufsert haben, dafs er auf diefe Weife etwas Beachtenswerthes nicht werde leiften können und er be diente fich diefer Manier nur, um einige Pflanzenbilder feinen Zöglingen darzuftellen. Auch der Umftand, dafs er Solenhofener Platten verwendete, be weist durchaus nichts, da diefe Steinart in München allgemein zum Belegen der Hausfluren etc. diente, alfo jedenfalls auch das zugänglichfte Material zu folchen Experimenten war. Dafs Schmidt aber auch den vertieften Druck verflicht habe, wie es in der angezogenen Notiz heifst, ift uns nirgends nachgewiefen. Ebenfo ift nicht conftatirt, dafs Schmidt felbft fleh als Erfinder der Lithographie gerirt habe. Uebrigens foll das Hochätzen der Steine fchon feit 1300 bekannt fein und feit 1500 nicht feiten Vorkommen. Ein Grabftein an der Frauenkirche in München mit erhabenen Charakteren, augenfcheinlich auf diefe Weife her- geftellt, trägt die Jahreszahl 1709. Ein anderer geätzter Stein mit aftrono- mifchen Mefszeichen, fog. Aftrolabium, mit der Jahreszahl 1580, foll gleichfalls noch in München vorhanden fein. Ein 1761 zu Nürnberg erfchienenes Werk: »Die Radir- und Etzkunft« fpricht »von denen unterfchiedlichen Manieren, wie man nemlich in Stein, Glas, Eifen, Metall und Holz etzen und ftechen könne« und »dafs folche eine von den älteften Wiffenfchaften feye, alldieweil Mofes von derfelben als von einer zu feiner Zeit fehr üblich und im Schwang gehenden Ivunft Meldung gethan.« In der FERCHL’fchen Incunabelnfammlung in München, auf welche wir, als für die Gefchichte der Lithographie höchft lehrreich, fpäter zurückkommen werden, befinden fleh mehrere folcher Steine. Befonders intereffant ift darunter ein Exemplar, welches kurz nach 1530 unter Ferdinand, dem nachmaligen Kaifer, angefertigt wurde, und von welchem wir umftehend eine getreue Copie im Abdruck geben. Sc, n f nj