1. Künstler- karten. Von den 613 Karten sind 354 deutscher, 233 französischer, 14 hollän discher, 3 italienischer, 3 ungarischer Herkunft. 43 Karten deutscher, 1 Karte italienischer und 6 Karten wahrscheinlich ungarischer Herkunft sind mit der Bezeichnung Oarto postaw oder mit französischen Texten oder Erläuterungen der Bilder versehen, damit die Bilder französischer Herkunft zu sein scheinen. Dieses deutliche Bestreben einiger Fabrikanten, ihre Ware durch eine französische Etikette gangbarer zu machen, veranlaßte mich, die deutschen und die französischen Postkarten auf die dargestellten Gegenstände und Vor gänge und auf den Kunstwert der Bilder und der Reproduktionen zu unter suchen. Ein Unterschied fiel mir sofort auf, als ich die Sammlung zum ersten mal musterte: die deutschen Postkarten bieten illustrierte Zoten, die fran zösischen pikante Situationen ohne Text. Die Parodie nimmt in den Texten der deutschen Postkarten den brei testen Raum ein. Was wird nicht alles zur Zote gemacht oder in den Dienst der Zote gestellt! Die Nibelungenstrophe: L; vuolis in önrsZonäsn sw vil säst msMäln, äs; in allen lsnäsn nikt solnsnsrs modts sw, Lrismlält gelisizen: äin vsrt sin sedosns v!p. äar nmbs innossn äsZsns vil vsrliessn äsn I!x, das edle Gefäß, hier muß es sich mit Schmutz füllen lassen: eine Melk szene wird mit zweideutigen Versen im Maße der Nibelungenstrophe be schrieben. Die tiefsten Lieder unserer Dichter werden durch gewaltsame Einschiebungen und Verzerrungen zu ekelhasten Äußerungen der gemeinsten Gesinnung mißbraucht. Hier eine Probe, die trotz ihrer Roheit und Kunst losigkeit noch wiedergegeben werden kann: Seh' ich das Mühlrad gehen, Das Kind macht ein Gebrüll, Ach, möcht es doch gleich sterben. Dann wär's auf einmal still. Es gibt ein altes Pietistenlied, dem bei aller Süßlichkeit doch auch ein süßer Ton eigen ist und das den Hörer nicht ohne Neid in das stille Leben längst abgeschiedener glaubensseliger Seelen horchen läßt: Wie wirds sein, wie wirds sein, Wenn wir ziehn in Salem ein, In die Stadt der goldnen Gassen. Ach, mein Herr, ich kanns nicht fassen, Was das wird für Jubel sein. Ich traute meinen Ohren nicht, als ein Postkartenvers mir sagte, daß auch dieses längst mit denen, die es tröstete, begrabene Lied von Leichenschändern, Liederleichenschändern, verunehrt worden ist. Wer den guten Reden gelauscht hat, womit beim Früh-, Vorabend-