der Hauptwache vorüberfahre. In der Gesell schaft findet man ihr Ansinnen unverschämt, oder man macht sich lustig darüber. Kyau, um seine Ansicht befragt, meint: „Ich sehe nicht ein, warum man sich weigern soll, vor der Gräfin zu trommeln, da man gewisse Damen doch von jeher auszutrommeln pflegt!“ In einer anderen Gesellschaft wird die Frage aufgeworfen, warum wohl das sogenannte schöne Geschlecht keinen Bartwuchs aufzuweisen habe. „Das ist leicht zu erklären“, meint Kyau. „Wer in aller Welt soll sie rasieren, da sie doch den Mund keine Minute still halten können.“ Leider haben viele ähnliche Abenteuer Kyaus, dem Zeitgeschmack entsprechend, einen derart gepfefferten Geschmack und scharfen Geruch, daß sie kaum wiedergegeben werden können. So etwa die Geschichte von den einträglichen Astlöchern, die sich im Hinblick auf die leicht verdienten „Revenüen“ der Kose! auf einer Jagd im Moritzburger Walde ereignet haben soll. Da für ist Kyaus unvergleichlicher Hauptstreich glücklicherweise um so leichter erzählbar: Im Jahre 1715 ist der Kommandant der Fe stung Königstein gestorben. Sofort halten ver schiedene hohe Offiziere um den außergewöhn lich nahrhaften und ehrenvollen- Posten an. August der Starke aber hat ihn seinem lieben Kyau bereits zugedacht, er weiß nur nicht, wie er die Sache in Szene setzen soll, ohne die an- 36